Das Wort für uns
[128] Die Botschaft von der Herrschaft Gottes
Gerade hier setzt das Neue der Botschaft ein, die Jesus bringt. Sie ist Botschaft, welche die Welt neu sehen, ja welche die Welt neu werden läßt: „Erfüllt ist die Zeit, nahe gekommen ist die Herrschaft Gottes. Kehret um und glaubt der Frohen Botschaft“ (Mk 1,15). Es hat nun ein Ende mit jener Zeit, die wie ein unbekanntes Geschick den Menschen überrollt. Jener, der die Quelle der Zeit ist, öffnet sich selbst dem Menschen, sagt sich ihm zu, erschließt ihm die Zukunft ohne Grenzen. Es ist kein Zweifel, so haben die Jünger Jesus verstanden, und so wollte die Botschaft auch selbst verstanden werden. Sie ist Botschaft von einer Welt, die zum Bereich Gottes, zur offenen und grenzenlosen Kommunikation mit Gott und in Gott wird.
Aber die Botschaft vom Reich ist gerade nicht ein Märchen vom Schlaraffenland. Sie erfordert die Umkehr des Menschen. Nicht mehr in sich selbst, in seiner Angst und Berechnung, in seinem Verfügen und Mögen kann er den Schwerpunkt seines Daseins haben, nicht mehr von sich aus kann er Zukunft gestalten und planen. Er muß [129] sozusagen wegspringen von sich selbst, hinüberspringen in die Quelle, er muß mit Gott von Gott ausgehen, von ihm her denken, handeln und wollen. Nur wer sich ihm überläßt, nur wer ihn den Herrn sein läßt, erfährt die Freiheit des Gottesreiches. Es ist die Freiheit der Lilie und des Vogels, es ist die Freiheit dessen, der, weil er alles verläßt und nicht zuerst fragt, das Hundertfältige jetzt, wenn auch mit Verfolgung, und dann das ewige Leben erbt. Herrschaft Gottes, das heißt Gottes Zeit haben, aus und mit Gott seine eigene Zeit haben, Zukunft ohne Grenzen, Zukunft aber als reines Geschenk.
Herrschaft Gottes ist so für den, der sich öffnet, neue Welt, für den, der sich verschließt, Gericht. Dieses Gericht vollzieht sich fortwährend, wo Menschen mit der Botschaft konfrontiert werden, und endgültig, wo Mensch und Welt aus sich selbst in ihr Am-Ende-Sein geraten. Neue Welt, neue Schöpfung geschieht fortwährend, wo Menschen die neue Zeiterfahrung Jesu machen, der ganz aus dem Vater und seinem Willen lebt; neue Welt ist zugleich das je noch Ausstehende, Größere, die unbedingte Zukunft, auf welche alle endliche Zukunft zuläuft.