Spiritualität – was heißt das?
[13] Spiritualität – ein Modewort?
Ich vermute, daß heute in einschlägigen Papieren und Publikationen zu religiösen und kirchlichen Themen das Wort „Spiritualität“ um gut hundert Prozent häufiger vorkommt als vor 25 Jahren. Aber was meint dieses Wort? Vielleicht wäre es heilsam, wenn man sich vornähme, eine Zeitlang auf den Ausdruck zu verzichten und jedesmal, wenn er einem unmittelbar unterlaufen will, stattdessen die Sache zu sagen, die man meint. Vermutlich käme man dann zu folgender Entdeckung: Oft sagt man Spiritualität und meint ganz einfach Gebet, Sakramentenempfang, Schriftlesung, Übungen geistlichen Lebens. Aber ganz geht das doch nicht auf. Denn da hat der eine diesen Stil und der andere jenen, und dieser Stil ist mehr als nur eine Geschmacksache, er ist die spezielle Übersetzung des eigenen Glaubens in die Lebenspraxis, in die Weise, Gott unmittelbar oder mittelbar ins Spiel zu bringen beim eigenen Reden, Reagieren, Handeln und Planen. Und da entwickeln sich dann bestimmte Typen, eben bestimmte Grundstile – und die haben nicht nur mit dem Wesen und der Erfahrung des einzelnen zu tun, sondern auch mit Begegnungen und Gruppierungen, mit Gestalten der Gegenwart oder Vergangenheit, an denen man ablesen kann, wie das geht: Leben mit Gott.