Theologie in Fragmenten

[166] Verhältnis Gedanke – Sprache

Die Weise, wie der Gedanke in seine Sprachgestalt hinein vorgeht und sie dabei verwandelt, zeigt eine beachtenswerte Durchgängigkeit. Die Dynamik des Verhältnisses, das dieser Vorgang des Gedankens zwischen sich selbst und seiner Sprachgestalt und zwischen den je zugehörigen Momenten seiner Sprachgestalt stiftet, läßt sich auf eine doppelte Formel bringen. Die eine dieser Formeln hat den „Bestand“ der Baaderschen Gedanken, die andere ihren Gang, ihre Dynamik im Blick. Vom Bestand her läßt sich sagen: Unterscheidung, Diastase geschieht um der Einung, um des Zusammenhangs willen; Einheit und Zusammenhang gewinnen im Maß der Differenzierung, ja Polarisierung Gestalt. Dem entspricht eine der Grundformeln Baaders selbst: „Mit der Zunahme der Einung hält die Unterscheidung (Gliederung) gleichen Schritt.“[8]

Liest man diesen Befund nun auf den ihn konstituierenden Gang hin, so zeigt sich: Gestaltung, Ausdruck, Darstellung geschehen dadurch, daß Entgegengesetztes, Widerständiges, Polares einbezogen und zum Medium verwandelt wird. Auch dieser Verhalt trifft sich wiederum mit einer Formel Baaders, mit der nämlich, daß „keine Kraft ohne Widerstand ist, ein Widerstand oder Widerspruch und Mangel (Entzweiung, Unganzheit, Unleidlichkeit etc.) aufgestört wird, dessen Aufhebung als Verwandlung des Widerstandes in ein weichendes, nachgiebiges Mittel ihrer Entwicklung oder Expansion, ihrem Licht- oder Leichtwerden … gleichsam als Raum machend vorgeht und unterliegt.“[9]

Die herangezogenen Formeln Baaders freilich liegen nicht am Rande seines Denkens, sondern bezeichnen die Mitte des von ihm Gedachten selbst. Der nunmehr anstehenden Reflexion auf Baaders gedankliche Grundmotivik legt sich die These nahe, daß die Struktur des geschehenden Denkens und Sprechens und die des Gedachten bei Baader ein und dasselbe sind.