Dein Herz an Gottes Ohr

[17] Beten können

I

Ein Jünger kommt zu einem Meister des Gebetes und klagt ihm: „Meister, ich habe mich so gemüht, mich zu sammeln versucht, über mich selbst nachgedacht, alle Gedanken, die mir kamen, still werden lassen – und doch habe ich nicht beten können. Was soll ich tun?“ Der Meister antwortet: „Mach aus deinem Nicht-beten-Können ein Gebet.“

II

Ein anderer Jünger kommt zum Meister und sagt: „Danke, daß du mich so gut beten gelehrt hast. Ich kann es jetzt bereits, mir kommen die Worte, und es schwingt auch mein Gefühl.“ Der Meister fragt zurück: „Was hat Er zu dir im Gebet gesagt?“ Der Jünger schweigt ratlos und zuckt die Achseln. Der Meister darauf: „Mach dein Wort zum Schweigen, dann wird Sein Schweigen zum Wort!“

<sup class="text__reference">[18]</sup> III

Wiederum kommt ein Jünger zum Meister und sagt ihm: „Ich habe ganz eindringlich gebetet, habe alle meine Sorgen und Probleme vor Ihn hingelegt – aber als ich vom Gebet wegging, waren alle Lasten und Sorgen wieder auf mir, das Gebet war verschwunden wie ein Traum.“ Der Meister: „Tausch dein Herz mit dem Seinen. Und wenn du dein Herz ihm nicht geben kannst, sag ihm, daß er es nehme. Dann nimm sein Herz. Wer gebetet hat, hat sein Herz an Gott verloren und findet in sich Gottes Herz – für die andern.“