Dein Herz an Gottes Ohr
[22] Die Schwelle
„Meister“, fragen die Jünger, „du sagst uns: Beten ist ein Weg. Welcher Schritt auf diesem Weg ist der wichtigste?“ „Der Schritt über die Schwelle“, antwortet der Meister.
Sie fragen zurück: „Was ist das für ein Schritt, und wie geht er?“
Der Meister sagt: „Oftmals stolpern wir ins Gebet hinein. Wir finden uns mitten drinnen – und haben gar nicht angefangen. Oder wir bemerken es gar erst im nachhinein: Ich habe ja beten wollen, und die Worte sind durch mich hindurchgeronnen wie Wasser durch ein Rohr. Wenn ihr zu beten anfangt, dann gilt es einen Schritt über eure Müdigkeit, Zerstreuung, Spannung hinwegzutun und Ihm zu sagen: Siehe, da bin ich! Das ist aber noch nicht das Ganze. Der Schritt über die Schwelle ist nicht nur euer Schritt, es ist der Schritt Gottes. Im Beten kommt Gott selber über die Schwelle. Schaut aus nach ihm, sucht ihn, erwartet ihn. Dann wird auch er euch sagen: Siehe, da bin ich!“
Die Jünger halten nachdenklich inne. Der Meister blickt sie an: „Wenn beim Gebet nichts anderes als dieser Schritt über die Schwelle geschieht, dann ist es schon gut. Anfangen zu beten heißt schon: gut beten. Aber hört nie mit dem Beten auf, bevor es angefangen hat!“