Dein Herz an Gottes Ohr
[30] Unterscheidung der Geister – Unterscheidung der Stimmen
I
Auch wenn du gut betest, mußt du dich fragen, ob sich in dein Gespräch mit Gott nicht auch andere Stimmen mischen, Stimmen, die der seinen zum Verwechseln ähnlich klingen – und doch nicht die seine sind.
Wie ist die Unterscheidung möglich?
Prüfe zunächst dich selbst: Bist du leer von dir, so daß du dich ganz eins machen kannst mit Ihm? Oder versuchen deine eigenen Wünsche, Vorstellungen, Anhänglichkeiten insgeheim Ihm das vorzusagen, was Er dir sagen soll?
Bist du nur aus auf sein ‚großes Wort' oder auch zufrieden mit dem Kleinen, Unscheinbaren, Alltäglichen?
Laß Gott dir das sagen, was Er will, so werden die Sinne deines Herzens rein, um Ihn zu vernehmen.
Dann aber vergegenwärtige dir Ihn:
Seine Stimme rät nicht zur Verzweiflung, zum Aufgeben, so fordernd und wuchtig sie auch wirkt.
Seine Stimme schmeichelt nicht; sie bestätigt weder deine Anhänglichkeit an dich noch an etwas, noch an andere.
Seine Stimme ist sich treu; sie setzt nicht das Wort seiner Wahrheit und seines Willens außer Kraft, sie [31] nimmt nicht ihr Ja zurück und wacht eifersüchtig über dein Ja.
Seine Stimme ist je neu; sie ruft dich immer zum ersten Mal. Gott ist der Anfang bis zum Ende und zumal im Ende.
II
Du willst Seine Stimme kennen lernen?
Auch Samuel brauchte einen, der sie ihm erschloß (vgl. 1 Sam 3).
Wir aber haben Einen, der Gottes Stimme in der unseren erklingen läßt: das Wort, das unser Fleisch, unsere Stimme annahm.
In unseren Worten und mit unserer Stimme sprechen Gottes Wort und Stimme, und sein Geist erschließt sie uns.
Brauchen wir noch andere?
Der Herr hat sich unserem Herzen anvertraut. Wer ihn liebt, dem wird er sich offenbaren (vgl. Joh 14,21). Die reinen Herzens sind, werden Gott schauen (vgl. Mt 5,8) – und hören ihn jetzt. Die Reinen, die Liebenden sind Zeugen seiner Stimme.
Der Herr hat sich den Boten anvertraut, die Er sendet. Nur wenn wir auf sie hören, hören wir auf Ihn (vgl. Lk 10,16; Mt 10,40; Joh 13,20).
Der Herr hat sich dem Einklang unserer Stimmen anvertraut. Wenn wir zusammenstimmen in Seinem Namen, werden wir erhört und hören wir Ihn, der in unserer Mitte ist (vgl. Mt 18, 19f.).
<sup class="text__reference">[32]</sup> III
Du willst Seine Stimme kennenlernen?
Gott hat eine doppelte Vorliebe: die Vorliebe für das Normale – die Vorliebe für das Unmögliche.
IV
Wie soll jener, der die klaren und kleinen Worte seiner Weisung im Alltag übergeht und überhört, die stille, aber mächtige Stimme seines Rufs erkennen?