Dein Herz an Gottes Ohr
[35] Hindernisse des Gebetes
Die Jünger fragen den Meister: „Wo liegen die schwersten Hindernisse des Gebetes?“
Der Meister antwortet: „Im Urteil, in der Selbstgefälligkeit, im Mißtrauen.“
„Erkläre uns das!“ bitten die Jünger.
Darauf der Meister: „Wer im Herzen ein Urteil über einen anderen trägt und nicht bereit ist, dieses Urteil von Gottes Liebe ausreißen zu lassen, der nimmt in seinem Herzen Gott sein Gottsein und seine grenzenlose Liebe weg. Wie kann der reinen Herzens Gott anschauen und von Gott allein alles erwarten?
Wer sich nicht löst von dem Guten, das er in sich selber findet, wer den Blick statt auf Gott auf sich selber richtet, wer bei sich und seinen Vorzügen stehenbleibt, der wendet das Auge wiederum nicht Gott so zu, daß Gottes Auge ihn treffen und mit seinem Licht erfüllen kann.
Wer sich zu Gott erhebt, dabei aber die Frage in sich zurückbehält, ob Gott ihn wirklich erhören wolle, der spaltet sein eigenes Herz, und die Gnade, die Gott ihm schenken will, rinnt durch dieses Herz hindurch, verläuft sich ins Leere.“
Die Jünger fragen weiter: „Was können wir tun, um diese Hindernisse auszuräumen?“
[36] Der Meister antwortet: „Bemüht euch mit ganzer Kraft. Aber das allein genügt nicht. Nehmt eure Urteile, eure Selbstgefälligkeit, euer Mißtrauen mit hinein ins Gebet, schenkt sie Gott, daß er sie verwandle.“