Der Himmel ist zwischen uns

[5] Vorwort

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Das ist – davon bin ich überzeugt – nicht nur irgendein Schriftwort. Es trifft vielmehr die Grunderfahrung, von der aus das ganze Neue Testament und von der aus die Kirche allererst zu verstehen sind: der österliche Herr in der Mitte derer, die an ihn glauben.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil klingt dieses Wort nicht mehr fremd. Vergessen war es eigentlich nie, aber es stand doch über Jahrhunderte, vielleicht kann man sagen über anderthalb Jahrtausende hinweg, im Hintergrund. In kirchenamtlichen Dokumenten, in den Schriften von Theologen und Meistern des inneren Lebens findet es sich nach der Epoche der Kirchenväter nur noch vereinzelt. Und doch könnte gerade von hier aus ein neues Verstehen der Botschaft, eine neue Lebendigkeit von Kirche, ja eine Umwandlung menschlicher Gemeinschaft überhaupt aufbrechen.

Der Name Chiara Lubich markiert eine elementare geistliche Erfahrung, die immer mehr Menschen erfasst und in immer mehr Bereiche von Kirche und Welt eindringt. Ihr Buch „Mitten unter ihnen“ rückt solche Erfahrung in den Kontext einer geistlichen Geschichte der Kirche.

Warum – so werden nicht wenige fragen – soll indessen gerade in diesem Wort der Schrift soviel Sprengkraft stecken? Wie- [6] so laufen hier die Linien der Botschaft zusammen und gehen von hier aus Impulse in alle Dimensionen christlichen und menschlichen Lebens hinein? Auch für Verkündiger und Theologen liegt dies keineswegs auf der Hand. Eine kleine Verstehenshilfe möchte dieses Büchlein anbieten.

Aachen, im Februar 1977

Klaus Hemmerle