Sprechen von Gott

Sprechen von Gott und Schweigen von Gott gründen im Schweigen vor Gott.

Wenn von Gott zugleich zuviel und zuwenig geredet wird, woher nehmen wir die Kriterien, wann und wo von ihm zu reden, wann und wo von ihm zu schweigen ist?

Solange ich nur von Gott rede oder auch von Gott schweige, kann ich diese Kriterien nicht gewinnen. Denn im Reden oder Schweigen von Gott ist Gott ein Gegenstand, der unabhängig von mir gegeben, „möglicher“ Inhalt meines Sprechens oder Schweigens ist. Als dieser Gegenstand, als dieser „mögliche Inhalt“ aber steht er nicht in der Beziehung zu mir, in welcher er als Gott aufgehen kann, und in welcher mein Reden und Schweigen daher ihm als Gott entsprechen können. Ob ich nun an Gott glaube oder nur nach ihm frage, nur dann geht es meinem Glauben und meinem Fragen wahrhaft um ihn, wenn er mir als der in Sicht kommt, von dem, wenn bzw. sofern es ihn gibt, alles abhängt – auch mein eigenes Selbstsein und Dasein. Ich glaube an den oder frage nach dem, der mich gibt, der größer ist als ich, daher aber auch größer als mein Glauben und mein Fragen. Wenn ich an meiner eigenen Perspektive, wenn ich an meiner eigenen Fragestellung, wenn ich an meiner eigenen Sichtweise festhalte, wenn ich nur von mir ausgehe und nicht in Rechnung ziehe, daß, wenn es ihn gibt, ich von ihm ausgegangen bin, so tritt er als er selbst gar nicht in mein Visier.

Das hat aber zwei scheinbar paradoxe, im Grunde freilich identische Konsequenzen. Die eine: Wo es um Gott geht, muß ich mich total, mit all meinem Fragen, Denken, Erfahren und Sein einbringen; die andere: Wo es um Gott geht, muß ich mich total, mit all meinem Fragen, Denken, Erfahren und Sein zur Disposition stellen. Ich bin nur da, ich komme nur zur Gegebenheit, wenn ich mich gebe, will sagen über mich selbst hinaus loslasse, dies heißt aber: wenn ich mich in den Nullpunkt meiner selbst sammle, wenn ich so still werde, daß darin der Umschlag meiner ganzen Existenz, der Umschlag meines Ausgehens von mir ins Mir-Zukommen geschehen kann.