Und das Wort ist Kind geworden
[60] Der ganz Andere und der ganz Gleiche
Gott, so sagen wir, ist der ganz Andere. Alle Begriffe scheitern vor seiner je größeren Größe, die sich nicht umgreifen lässt. Alle Bilder zerschmelzen in seinem Licht, das sich nicht in begrenzende Formen bannen läßt. Alle Worte verstummen ins Schweigen vor dem Geheimnis, das sich nicht aus-sagen läßt.
Und doch, Gott ist auch der ganz Gleiche: Er hat sich uns in allem gleichgemacht außer der Sünde, er ist wie ich geworden, er ist ich geworden im Kind, betastbar, anschaubar, ansprechbar.
Und gerade dies ist seine unfassbare Andersheit, sein je größeres Geheimnis: daß er so klein sein kann, daß er sich so ausliefern kann, daß er so nahe sein kann.
Willst du dem ganz Anderen begegnen? Dann geh zum ganz Gleichen, geh bis zum Nächsten, zum Kleinsten, zum Ärmsten. Pack zu, um zu helfen – und du be-greifst Gott. Schau hin, um dem Nächsten die Not und die Sehnsucht abzulesen an seinen Augen – und du blickst in Gottes Licht. Hör hin auf des Nächsten leise Stimme und sag ihm das einfache, liebende Wort – und du sprichst mit Gott selbst. Geh zum ganz Gleichen, um den ganz Anderen zu finden.