Franz von Baaders philosophischer Gedanke der Schöpfung

Ambivalenz des Umschlags

Die Logik meines geschehenden Wesens wird von mir ergriffen in der Freiheit der Wahl. Diese kommt mir zu im Spielraum der Selbstbestimmung, den die Begegnung eröffnet, indem sie mich ins Müssen und also ins Gegenübersein zu meinem Müssen ruft. Das Wählenmüssen stellt mir in­ dessen nicht nur den leitenden Sinn meines Selbstgeschehens zur Durchführung frei, sondern birgt für mich auch die Gefahr, ihn zu verfehlen.

In die gefährdende Situation des Wählens trete ich ein, wenn das Befremdliche des Begegnens in meinen Vollzug durchbricht. Ohne die Erfahrung des Befremdens geschähe meine Wahl selbstverständlich und nicht als Wahl.

Das Begegnende befremdet mich, dies heißt: Ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Dieses Nichtwissen ist wesenhaft anderer Art als bloß „feststellendes“ Nichtwissen. Seine Eigenart und Wurzel erschließen sich, wenn es daraufhin befragt wird, was es als Nichtwissen dennoch und was es gerade nicht weiß.

Nicht wissend, was ich anfangen soll, weiß ich, daß ich in der Situation bin, anzufangen; daß also das Begegnende in seinem Zu-mir-Kommen meine eigene Zukunft sein wird, das, mit dem umgehend, von dem bestimmt ich dasein werde, dasein aber gerade aus mir her, dasein als „anfangend“. Bislang war alles mir zur Hand; so aber ging es mich nicht an, ließ mich selbst in Ruhe, aus dem Spiel. Die Nähe des Verfüglichen und die Distanz des Neutralen schließen sich in der Vertrautheit ein, sie hat ihre eigene Unmittelbarkeit, die des Unberührten, die sich im Moment des betreffenden Angehens gerade zur Mittelbarkeit umdeutet: „unmittelbar“ wird hier, was mich angeht, berührt, mich zu sich und so zu mir bringt. Die Aussage: Ich weiß nicht, was ich anfangen soll, wächst von selbst und in dasselbe zur Aussage: Ich weiß nicht, was ich anfangen soll mit dem Begegnenden bzw. was ich anfangen soll mit mir. Mit dem Begegnenden und mit mir etwas anfangen aber heißt nochmals dasselbe; die eine Zukunft des Anfangens umfängt beides: das zuvor in der Vertrautheit, von sich her, ohne mein Zutun eins war und nun erst in meinem Zutun wiederum eins sein wird, gegenwärtig aber in unaufgehobener „Zweiheit“ mich befremdet und bedrängt und mir den Stand der Gegen- [43] wart ins Nichtwissen, was ich anfangen soll, hinein entzieht. Mein Nicht­ wissen weiß so die „Zwei“, die Differenz, und in ihr, als entzogen, die je andere „Eins“, die ihr ermöglichend vorausging und die von ihr aufer­legt ihr wiederum folgt. Es weiß daher sein Anfangen müssen und weiß es als Antworten, also Entscheiden-, also Wählenmüssen.

Und weiter weiß es sein Anfangen sollen. Es ist nicht gleichgültig, was ich mit dem Begegnenden und was ich mit mir selber anfange. Andernfalls finge ich überhaupt nicht an, es ginge einfach weiter, käme gar nicht zu der Frage, was ich anfangen solle, die als solche ja die Hoffnung in sich trägt, daß ich, etwas anfangend, das Gesollte anfange, das, worin ich mit dem Begegnenden und mit mir selber zugleich eins sein kann. Dieses Wissen ums Sollen kann bis zu dem Grenzfall gehen, daß ich sogar genau und im einzelnen anzugeben vermag, was ich anfangen „sollte“, was von einer „an sich“ gültigen und von mir anerkannten Ordnung her verheißt, das Begegnende und mich in meinem einen Vollzug zum Ausgleich zu bringen – und doch weiß ich nicht, was ich anfangen soll.

Was weiß ich dann in diesem meinem Nichtwissen, was ich anfangen soll, eigentlich nicht? Nur dieses Eine, das sich in der wiederum sachlich selbigen Verkürzung der Aussage anzeigt: Ich weiß nicht, was anfangen. Solches ist nirgendwo vorzeigbar und angebbar, solches ist rein zukünftig und nur durch mich: anfangen. Und im Anfangen geht als dasselbe mit ihm ein Was auf. Welches Was? Das Begegnende, gewiß, und ich, ebenso gewiß. Aber ich fange nicht einfachhin mich und nicht einfachhin das Begegnende an, sondern etwas mit mir und ihm: seine und meine Gestalt, aber eben Gestalt, die jetzt nicht ist, sondern die sein wird aus mir.

Im Grenzfall verkürzt sich die Spanne des Nichtwissens, was anfangen, auf den Unterschied eines möglichen Was zu sich selbst als einem wirklichen. Dieser Unterschied ist nichtig und unendlich in einem: das verwirklichte Was ist kein anderes als seine Möglichkeit, die ihrerseits die Verwirklichung gleichwohl nie aus sich selbst gewinnt. Diese fügt ihr nichts – oder alles – und darin ihre neue „Qualität“ hinzu. So ist die Wirklichkeit nicht nur gleich groß wie ihre Möglichkeit, sondern zugleich auch größer, und ist, nochmals zugleich, kleiner als sie: sie ist das „Etwas“, das mit der Möglichkeit angefangen wurde und sie so zur „Gestalt“ bestimmt, begrenzt, in welcher die Möglichkeit „so und nicht anders“ entschieden ist.

Die Unmittelbarkeit des Betreffenden und meiner selbst in der Betroffenheit schlägt in solchem Nichtwissen um zu neuer Mittelbarkeit: ich bin befangen vor der sicherlich und also auferlegt und doch aus mir allein aufgehenden, von mir zu entscheidenden Gestalt, in welcher ich, als welche ich mein Begegnendes und mich anfangen werde.

Die „Reinheit“ der Aussage meines Nichtwissens, die Frage „Was anfangen?“ verschweigt – aber enthält in sich so gerade das Sollen, von dem her sich die Gestalt als gültige entscheidet, als wahrhaft die meine und wahrhaft die Gestalt des mir Begegnenden. Allein dieses „Damit“ verleiht der Situation ihren Rang, allein das Ja, in welchem die Gestalt meines [44] Anfangens und ich und ihr Angefangenes in ihr alsdann zu stehen vermögen. Aber dieses Damit, in der Vertrautheit und ihrer Identität von reiner Gegenwart und reiner Abwesenheit schlechthin verborgen, bricht zunächst erst mittelbar in den Vollzug. Es ist überspielt von der Ungeheuerlichkeit des in sich „gespannten“ Faktums: Ich werde anfangen – und doch hängt mein Anfangen von mir ab, es ist Zukunft, die zur Gegenwart wird allein aus mir. Diese Ungeheuerlichkeit aber, ja die Fraglichkeit selbst ist nur deshalb gegenwärtig, weil dieser gegenüber sich zweierlei, eben die Zwei, durchhält: ich bin – und das Begegnende ist. Beide tragen sich mir auf und zu und treiben darin erst mich hinein in die bodenlose Mitte meines Fragens, was anfangen. Die – noch ungewisse – Gestalt meines Anfangens ist jedenfalls Antwort auf mich und das Begegnende, auf mein mir auferlegtes und sein mir auferlegtes Daß, und diese doppelte Auflage, die mir gemacht ist und der ich mich nicht entziehen kann, ruft die Ungewißheit erst hervor. Denn daß ich bin und daß das Andere ist, wird zum unmittelbar doppelten Anspruch, mein Daß behauptet sich, und das Daß des Begegnenden behauptet sich; sich behauptend setzt sich dieses Daß aber um ins Damit, in das, was sein „will“, von sich her also behauptet, sein zu „sollen“. Ich will mich und will daher mich gegen das Andere behaupten, es in meiner Gewalt, und es will umgekehrt mich in der seinen haben, oder, in der „Ankunft“ dieser unmittelbaren und unwillkürlichen doppelten Strebung meines Daß und des anderen Daß bei meinem Vollzug angeschaut: Ich will mich haben und los haben in einem, will mein Anderes fassen und mich ihm lassen in einem.

Letztlich reduziert sich diese Situation auf den in ihr je mit-, ja vor­ umgriffenen Grenzfall, in welchem das befremdlich Begegnende nichts für sich, außerhalb meiner selbst, sondern nur meine eigene Möglichkeit ist. Diese zieht mich an, und doch scheue ich mich vor ihr; ich will über mich hinaus, um in ihr zu sein und sie in meine Gegenwart einzubegreifen; aber sie ist nicht von selbst in ihr wirklich: ich bin also noch in mir. Und dieses Faktum „reagiert“ gegen den überschritt; ich will zugleich also in mir bleiben; meine Gegenwart hält sich fest gegen die bloße Zukunft der Wirklichkeit des mir Möglichen aus mir selbst. Meine Möglichkeit, die Entscheidung fordernd vor mich tritt, ist nur, was sie ist, von dieser Entscheidung her; aus ihr her aber hört sie alsdann auf, als Möglichkeit mein zu sein, und das umschließt ihre Ambivalenz: sie will mich bei ihrem Möglichen, bei seiner Wirklichkeit, also bei ihrem Anderen – und will mich zugleich bei sich als bloßer Möglichkeit; dies ist ihre immanente „Logik“.

Aus sich selbst wies die Logik der bloßen Vertrautheit nicht über sich hinaus in die Spannung des Umschlags, der in der befremdlichen Begegnung geschieht. Diese zeigt ihrerseits, als Begegnung des Selbst mit seiner Möglichkeit, ihre eigene Logik, die der Ambivalenz, des doppelten Strebens, das als solches sich nicht aus sich selber zur Eindeutigkeit des Ausgleichs bringt, so daß diese Logik wiederum nicht über sich selbst als Spannung hinausführt, sondern eben darin endet, daß ich nicht weiß, was anfangen.

[45] Gerade die Unlösbarkeit dieses Nichtwissens aus sich selbst, gerade das Am-Ende-Sein der Logik der Möglichkeit in ihrer unentschiedenen und doch zu entscheidenden Schwebe öffnet indessen endgültig den entscheidenden und nunmehr unmittelbaren Hinblick auf das Sollen: Wie soll es eigentlich sein mit mir und meinem Anderen bzw. meiner Möglichkeit, wie wäre es wahrhaft gut – gut nicht von der unmittelbaren Zudringlichkeit des unwillkürlichen doppelten Strebens, das sich mir zuträgt, sondern gut von dort her und auf das hin, von wo aus und um dessentwillen ich bin und dieses Andere und meine Möglichkeit zu ihm ist?

Sobald das Sollen sich als solches in mein Nichtwissen, was anfangen, hinein meldet, kündet sich die Möglichkeit des Anfangens an. Ich weiß: Ich soll anfangen, es soll (so oder so) sein. Hiermit bin ich aber über meine Befangenheit, meine Hemmung hinausgerufen, ich weiß: Es gilt, wie auch immer, mich und mein Etwas, mit dem ich befaßt bin, loszulassen, mich und es neu zu empfangen von einem Dritten oder (besser) Ersten her, das mich und es mir gewährt. Ich muß mich der „Wahrheit“ als dem anfänglichen und umfassenden Damit lassen, und sie muß von sich her, im einen und selben Geschehen meiner Gelassenheit, mir aufgehen, einfallen im „Blitz“, der mir die rechte Zuordnung meiner selbst als des Anfangenden und dessen, womit ich etwas anzufangen habe, und somit dieses anzufangende Etwas selbst eingibt. Dies ist so grundlegend die „Architektur“ meines Anfangens, daß alles, auch das verkehrteste, eigenmächtigste, unbedachteste Anfangen an sich selbst vorgibt, anzufangen, was sein soll und wie es sein soll.

Wie aber geschieht das über mich und mein Etwas hinausgewendete Hinhören auf den mein Anfangen stiftenden Zuspruch der Wahrheit? Letztlich je im Hineinhören, in der Rückwendung in mich selbst, in meine Vertrautheit mit allem, was ist, und mit dem, was alles ist. An dem Punkt des Vollzuges, der – als Nichtwissen, was anfangen – am weitesten von ihr entfernt ist, geschieht die schärfste, eben entscheidende Zuwendung zu ihr. Erinnernd gehe ich in mich, um sie zu befragen: Wie ist es eigentlich? Sie ist in solcher Erinnerung indessen keine Vorratskammer bereitliegender Antworten – das war sie ja auch zuvor nicht, als ich noch selbstverständlich ihr innestand; ohne Begegnung wäre kein einziger Gehalt als solcher in ihr je entdeckt; in sich selbst ist sie nichts anderes als die Offenheit zu allem und von allem in mich hinein; doch gerade als dieses sich selbst verschweigende „Nichts“ aller Gehalte, als ihre reine Offenheit und Zugänglichkeit gewährte sie diese in ihre selbstverständliche Gegenwart. Nun aber, in der zu ihrem Ernst erweckten Frage, ist sie als diese eine und selbe Offenheit neu da; ihre „Leere“ tritt hervor; sie wird durchsichtig auf ihren sich in sie öffnenden Ursprung, wird zum Raum der Antwort, in dem ich von Gnaden der Wahrheit selbst zu hören vermag, wie es „ist“ – „ist“ im neuen Sinne des Eigentlichen, dessen, wie es sein soll. Mein Wesen, die Vertrautheit, enthüllt sich selbst als mein Damit, als „gerichtete“ Offenheit von allem zu mir her, damit ich alles in sein und mein Wesen einbringe, anfangend dorthin stelle, als das nehme und wiederhole, was [46] es ist, gerichtete Offenheit also der Wahrheit, damit sie selbst von mir her aufgehe und so ich in ihr. War zuvor die Vertrautheit mein selbstverständlicher Stand, einfachhin von mir innegehabt, so wird sie nun, werde in ihr ich und wird alles, ja die Wahrheit selbst, zum „Ereignis“.

Aber „ereignet“ sich auch schon mein Anfangen, wenn ich weiß oder doch zu wissen vermeine oder vorgebe, also der formalen Selbstaussage meines Vollzuges nach: weiß, was ich anfangen soll? Wirkliches Anfangen ist doch keine ergebnishafte Konsequenz von „Wissen“, sondern überschritt in eine andere Ordnung! Wissen, was anfangen, steht indessen schon selbst dieser anderen und neuen Ordnung inne, ist sowenig wie das vor­gehende „Nichtwissen“, was anfangen, Sache bloß theoretischen Sich­-Auskennens, es ist vielmehr Wissen, das mich selbst und ganz enthält; ich bin es, und das heißt: mein Wille selbst ist es, der da „weiß“ – und also will.

Im Vollzug angeschaut: mein sich der Wahrheit lassendes Hinhören auf das, was ich anfangen soll, hat nicht nur zwei, sondern drei gleichzeitige Richtungen: einmal eben den entscheidenden Hinblick auf die Wahrheit selbst, als solcher aber den erinnernden Rückblick in meine anfängliche Vertrautheit mit ihr und davon unablöslich den Vorblick auf mein Anzufangendes; es ist mir „unter den Händen“, vor den Augen, und indem der Blitz zugleich meiner Hingebung und der Eingebung der Wahrheit „zündet“, habe ich je schon unter der Hand angefangen, ist mein Anfangen einfach „da“, die Zukunft eingeholt in die Gegenwart. Das ist gerade das „Wunder“ des Anfangens, daß es, ganz und verantwortlich das meine, doch „von selbst“ über mich kommt, ausgelöst durch die übermacht des Anfänglichen, dem ich mich lasse und das sich mir läßt. Im zweieinen Geschehen des Kontaktes der Wahrheit mit mir und meiner selbst mit ihr aus der gegenwärtigen Situation des Nichtwissens, was anfangen, zeitigt sich der Augenblick des entscheidenden Anfangens, der erinnernd die Vergangenheit meines anfänglichen Wesens mit der verhängten Zukünftigkeit meines Anfangens ineinander und ineins, somit aber gegenwärtig setzt.

Die „gezeitigte“ Gegenwart meines Anfangens fängt, wie gesagt, stets nur „etwas“ mit mir, der ich anfange, „etwas“ mit dem, was mir begegnet, letztlich also mit meiner Möglichkeit, ja auch nur „etwas“ mit dem sich mir zusprechenden Sollen und dem Ursprung selber an, den dieses Sollen mir zuspricht. In diesem „Etwas“ aber liegt eine eigentümliche Dialektik beschlossen, die mein Anfangen zu einer gefährdeten Situation macht. Ohne dieses Etwas ereignete sich mein Anfangen nicht; nur im Etwas bin ich, ist mein Anderes und Eigenes und ist die Wahrheit, das leitende Damit meines Vollzuges, gegenwärtig. Dieses Etwas enthält aber je die Differenz der Nachträglichkeit in sich, als was ich mich, mein Anderes, die Wahrheit anfange; es ist je bemessen an der Wahrheit selbst, die als bemessender Ursprung nicht von meiner Maßnahme abhängt. Zwar gebe ich notwendig mein Anfangen, ja gibt sich notwendig dieses selbst als das „Gesollte“, als „die Wahrheit“ aus – aber ist es so auch wahrhaft: gesollt, wahrhaft die [47] Wahrheit? Das sie und mich und das Andere ergreifende, enthaltende Etwas „verhüllt“, was es enthält; Gehalt ist enthalten und darin zugleich vorenthalten. Ich vollbringe mich, mein Anderes und die Wahrheit selbst je nur in eine Gestalt. Letzte Gewähr für die in solcher Gestalt ebenso ausgesagte wie je nur „übersetzte“ Identität mit dem, dessen Gestalt sie ist, gibt allein die Lauterkeit des unvorzeigbaren Vollzuges, in welchem gehorsame Aufgabe der eigenen Willentlichkeit und beschenkende Eingebung der Wahrheit ins Selbe kommen; diese Selbigkeit ist die meinen Vollzug zeitigende Gegenwart, die aber nur „da“, nur gegenwärtig ist in der gezeigten Gegenwart, im Etwas, in der Gestalt.

Die Möglichkeit sich verfehlenden Wollens, das Angefangene verfremdenden Anfangens tritt zutage. Sie ist die Folge der Dialektik, in welcher ich selber als der Anfangende allererst „bin“. Ich „bin“ dies: die Wahrheit, das Seinsollende, aus mir anzufangen. Aber ich fange dieses mein Eigenes, das, was ist und sein soll, die Wahrheit selbst, als mein Anderes an. Ich bin, was ich bin, nicht von mir her, bin je schon angefangen, ehe ich anfange. Und so bin ich zwar von mir her notwendig, was ich bin, nicht aber von sich selbst her, nicht von der Wahrheit her notwendig. Daß ist, was ist, waltet in meinem Anfangen als ihm vorgängig, von ihm unabhängig. Ich bin erst, weil ich – woher sonst als von der Wahrheit selbst her? – sein – „soll“–, weil Wahrheit in mir sein „will“. So unableitbar wie mein transitives Anfangen ist mein intransitives Angefangenhaben. Und nur in der Unableitbarkeit meines selbst mich der Wahrheit als meinem Anderen lassenden Vollzuges hole ich ihren unableitbar mich gründenden „Willen“ ein.

Solches scheint auf im Anfang meines entschiedenen Wollens und öffnet ihn zugleich in den vorlaufenden Anfang, der die Mächtigkeit, zu wollen und zu sein, mir allererst zuspricht. In sich selbst aber ist mein wollendes Anfangen ebensowohl Bedingung meiner wirklichen Freiheit zu mir, zu meinem Anderen, zur Wahrheit, als auch Bestimmung und Begrenzung dieser Freiheit und ihres Wozu in die Gestalt. Freiheit und Gestalt schließen sich ein, zeitigende Freiheit und gezeitigte Gestalt sind die eine Gegenwart; meine mein Anfangen zeitigende Freiheit aber gibt sich zu vermuten als selbst gezeitigte Gestalt und somit Gegenwart der anfänglich zeitigenden Wahrheit selbst.