Anfang bei der Zukunft: Anfang beim Vater

Anfang bei der Zukunft – Anfang beim Vater – Anfang des Glaubens

Schon immer ist Zukunft. Wenn uns dies aufgeht, können wir atmen. Ob meine Zukunft unbegrenzt ist, wie sie sein wird, sicher beschäftigt mich derlei Sorge von Anfang an. Doch sie ist bereits eingetragen in jene Urerfahrung, daß es weitergeht und der ungewisse, unverfügbare, je nur tropfenweise in die Gegenwart hineinfließende Strom der Zeit eine Quelle hat; und diese Quelle liegt vor mir, Zeit und Leben kommen mir zu. Leben als das meine ist Antwort, die dem Wort entgegenläuft, das von vorne, in meinem Antlitz mich ereilt hat: Komm und sei!

Die Gegenerfahrungen sind gewichtig und gerade heute drückend. Ist es indessen nicht fällig, sich dem zu stellen, daß alle diese Gegenerfahrungen erst Gegen-Erfahrungen sind, Widersprüche, Defizite gegenüber einer ihnen zuvorlaufenden Grundtendenz, ja Grunderfahrung?

Das hat christlicher Glaube mit anderen Formen religiösen Lebens gemein: Der Grundvollzug ist das Vertrauen, Vertrauen aber geht weiter, wagt sich nach vorne, weil von vorne her die Einladung, die Ermutigung zum Sein, die Gewähr des Seins und des Lebens, die Verheißung der Zukunft kommt. Und solches „Komm her! Brich auf! Wage es!“, das hat seine äußerste Konsequenz und höchste Erfüllung dort, wo in das Entzogene, Unsichtbare hinein, das doch vor mir liegt, das Wort „Vater“ hineingesagt werden darf.

An dieser Stelle geht uns indessen auf, daß dieses vertrauende Hineingehen in die Zukunft alles eher als selbstverständlich ist. Sicher, es ist das erste – aber es ist wie ein Wunder. Denn normalerweise sehe ich ja, vor mich blickend, nicht den, der die Quelle der Zukunft ist, ich schaue nicht wie der Adam des Bildes meinem Schöpfer ins Ge- [148] sicht. In die Zukunft sehend, sehe ich – nichts. Die Propheten sind die Sachwalter der Zukunft, und das ist etwas anderes [...] als Hellseherei. Und doch verstehen wir, warum Menschen immer wieder danach drängen, diese Zukunft ins Visier zu bekommen. Du bist von der Zukunft her – aber sie ist dir zugleich entzogen. Vertrauen in die Zukunft hinein ist Vertrauen in den Abgrund, und in den Abgrund hinein „Vater“ sagen, wie soll das gehen? Den Urglauben, das Urvertrauen, die mit meinem Dasein schon gegeben und vollzogen sind, einholen in bewußtes und bejahtes und aus solchem Ja heraus neu von mir her gelebtes Glauben und Vertrauen – aller Anfang und dieser zumal ist schwer. Und doch ist dieser Anfang der entscheidende. Es geht um die Zukunft, das sagen alle und sehen alle, besonders in unserer globalen Situation. Zutiefst aber ist die Frage nach der Zukunft die Frage nach dem Antlitz des Vaters. Wenden wir uns dieser Frage und durch sie hindurch dem Antlitz des Vaters zu.