Aufgabe der Universalität – Aufgabe der Identität

Aufgabe der Universalität – Aufgabe der Identität

[92] Die ersten Antworten sind mitunter die besten, und ich möchte am Anfang etwas erzählen von der ersten Antwort, die ich in einer Frage katholischer Akademiearbeit erhalten habe. Ich bekam als 27jähriger Kaplan vom damaligen Generalvikar Dr. Simon Hirt eine Einladung, am 16. August 1956 ihn im Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg zu besuchen. Da eröffnete er mir, daß ich eine Akademie, eine katholische Akademie, leiten solle und daß im November die ersten Tagungen stattfinden mögen. Die erste Tagung hat im November stattgefunden, da ich ein gehorsamer junger Kaplan war. Aber ich habe mir doch eine scheue Zwischenfrage erlaubt, nämlich die Frage: „Was ist denn das, eine katholische Akademie?“ Daraufhin bekam ich eine lapidare Antwort, an die ich mich zu halten hatte; der Generalvikar sagte nämlich: „Das ist ganz einfach. Das ist die Begegnung zwischen Kirche und Welt.“

Diese Antwort traf zu, und nach einigen Zwischenklärungen konnte dann die Arbeit also beginnen. Nun, ich meine, daß diese Antwort eine sehr gute und treffende geblieben ist. Denn gerade deswegen sind die ersten Antworten oft die besten, weil sie neue Fragen hervorrufen, die weiterführen. Ich möchte nun dieses Wort, in dem einmal die Identität und zum andern die Universalität katholischer Akademiearbeit anvisiert ist, durchdeklinieren an drei Fragen, die ich als kritische und dankbare Rückbesinnung auf die Akademiearbeit und ihren Ort verstehen will. 1. Was ist geblieben und bleibt? 2. Was ist anders geworden, was ist verlorengegangen in unserer Welt, in der Kirche, in der Öffentlichkeit und hat dadurch, daß es verlorenging, auch die Landschaft für die Akademiearbeit verändert? 3. Was ist neu aufgebrochen und bricht neu auf und stellt uns deswegen vor neue Aufgaben? Diese Fragen sollen gesehen werden unter den beiden Gesichtspunkten der Identität und der Universalität.