Die Wahrheit Jesu
Aufgang der Wahrheit Jesu
Wir nähern uns vom Aufgang theophanischer Wahrheit her dem Spezifikum der Wahrheit Jesu. Dies hat einen doppelten Grund. Einmal kann keine Deutung Jesu daran vorbeigehen, daß die Mitte seiner Botschaft und seines Weges der Vater ist. Er redet nicht nur über den Vater, er verweist nicht nur auf ihn, er erfüllt nicht nur einen Auftrag, den der Vater, davor und darüber bleibend, ihm gibt, sondern im Dasein Jesu gewinnt der Vater selbst neues Da-Sein. Ja, man kann sagen: Jesus ist Theophanie des Vaters. Zum anderen wird gerade vom Vorbegriff [105] der Theophanie her – dieser ist dem Ausgeführten nach als Differential-, nicht als Allgemeinbegriff zu verstehen – das Eigene, Andere, Neue der Theophanie sichtbar, die in Jesus geschieht, damit aber das Eigene, Andere, Neue der Wahrheit Jesu.
Das Thema „die Wahrheit Jesu“ meint in letzter Konsequenz integrale Christologie, will sagen: den Aufgang der Wahrheit Gottes und den Aufgang der Wahrheit des Menschen im einen Aufgang der Wahrheit Jesu. Die folgenden Ausführungen können ein solches Postulat nicht einlösen. Der Aufriß einer solchen Christologie – wie auch die Bereitstellung der biblischen und systematischen Elemente – ist Sache des Exegeten und Dogmatikers. Wohl aber soll gefragt werden: In welchen Bahnen des Denkens kann der Aufgang Gottes und des Menschen in Jesus, kann der Aufgang Jesu von Gott und vom Menschen her gesehen, gesagt und seine Plausibilität erschlossen werden? Anders gewendet, es geht um die Sehbedingungen, die Sehrichtungen und die Sichtkriterien, deren das Denken bedarf, um solchen Aufgang wahrzunehmen und wahrnehmbar zu machen.