Aachen 1986 – eine Botschaft?
Berührung mit dem Ursprung – Berührung miteinander
Es gibt eine Stunde, die für mich selber die Botschaft der Heiligtumsfahrten und des Katholikentags zusammenfaßt und sie mir unvergeßlich einprägt. Es war der Behindertengottesdienst bei der Heiligtumsfahrt in Kornelimünster. Viele Blinde waren dabei. Wie ihnen eine Erfahrung der Heiligtümer vermitteln? Wir trugen sie zu ihnen hin, und sie haben sie – ich kann es nicht anders sagen – mit den Fingern „gesehen“. Es ging wiederum nicht um die historische Echtheit, sondern um dieses „so etwas“, „ein solches“. Ein solches Linnen hatte Jesus bei der Fußwaschung sich umgebunden, ein solches Tuch deckte sein totes Antlitz! Sel-[49]ten oder nie habe ich in dieser Dichte erfahren, was das heißt: das je größere Geheimnis – und es läßt sich doch anrühren, und es rührt mich an.
Aber dann war noch ein Augenblick, der alles in sich faßte und Neues aufschloß. Einer von den Blinden verfehlte mit seiner Hand das biblische Heiligtum und befühlte, ohne es zu wissen, den Anzugstoff seines Nachbarn. Es drängte mich, ihm zu sagen: „Sie haben sich nicht geirrt, Sie haben das wahre Heiligtum berührt.“ Ja, das Kleid des Bruders, jenes Geringsten, in dem wir dem Herrn selbst begegnen, ist das ganz gewiß echte Heiligtum. Berührung mit dem Ursprung und Berührung miteinander, sie gehören unlösbar zusammen. Ist nicht dieser Zusammenhang die Botschaft von Aachen?