Volk Gottes auf dem Weg

Bildung des Wissens aus dem Glauben

Die Unterscheidungskraft des Christen ist dadurch angefordert wie noch nie. Das erfordert aber auch die Bildung der Unterscheidungsfähigkeit, und sie setzt Bildung des Glaubens und Information im Glauben voraus. Ein gängiger Zug des Zeitbewußtseins ist die „Ideologiekritik“. Alles, was gilt, alles, was trägt, wird „demaskiert“, auf „Hintergründe“ hin bloßgestellt. Griffige Schlagworte und auswendig gelernte Antworten gegenüber skeptischen Fragen und Thesen halten nicht lange vor. Was nottut, ist ein Doppeltes: Auf der einen Seite muß jeder lernen, mit den Quellen des Glaubens, zumal mit der Heiligen Schrift, vertraut zu sein, informiert zu sein über den Stand gerade auch der biblischen Wissenschaften. Auf der anderen Seite muß seine „Unmittelbarkeit“ zur Schrift eingebettet sein in die Unmittelbarkeit zur Gemeinde der Glaubenden; denn gerade im konkreten Engagement der Gemeinschaft, gerade in der Erfahrung dessen, was lebendiger Glaube ist, erschließen sich auch jene Erkenntnisse, durch welche die bloßen Resultate kritisch historischen Umgangs mit der Schrift ihren wahren Stellenwert erhalten. Nur wer mit anderen, in der ebenso konkreten wie universalen Gemeinschaft lebendiger Kirche, den Glauben lebt, wird die zweifache Offenheit haben: Offenheit für das weltweite Gespräch und darin zugleich Offenheit für das bindende Wort Gottes und auch der Kirche, die dieses Wort vermittelt und auslegt. Bildung des Glaubens heißt also Vermittlung der Ursprünge, des persönlichen und direkten Umganges mit ihnen, der Information über ihr geschichtlich richtiges Verständnis und zugleich Vermittlung des Lebens der Kirche, Erweckung zum lebendigen Glied in ihr, mehr noch, Erweckung der Gabe des Geistes, die einem jeden zur Auferbauung der Kirche gegeben ist.

Ein Wort des ersten Petrusbriefes ist gerade in unsere Situation hineingesprochen, ist gerade heute Magna Charta der Bildung des [17] Glaubens: „Heiligt den Herrn Christus in euren Herzen, allzeit bereit zur Antwort jedem gegenüber, der Rechenschaft über die Hoffnung fordert, die in euch ist.“ (1 Petr 3,14).