Einleitung zum Dokument: Der priesterliche Dienst

Character indelebilis*

Von dieser eschatologischen Wirklichkeit des Handelns Gottes in Jesus her, das in der Geschichte durch die Kirche gegenwärtig und wirksam bleibt, ist auch die Wirklichkeit zu verstehen, die in der Tradition den Namen „character indelebilis“ (unauslöschliches Merkmal) trägt. Sie wird vom synodalen Text voll bejaht, aber auf neue Weise gedeutet. Christus hat sich über alles Versagen der Kirche, über alle Vorläufigkeit derer hinaus, die sie bilden, mit der Kirche endgültig und unwiderruflich verbunden. Kirche ist das unüberholbare Zeichen seiner Liebe zur Menschheit. Umgekehrt lebt in der Kirche und als Kirche das Ja der Menschheit zu Gottes Angebot. Sie ist Stätte des Bundes zwischen Gott und der Menschheit, der, in Christus geschlossen, Göttliches und Menschliches miteinander vermittelt und nie mehr auseinandergerissen wird. Nun wird genau der Priester als der Ort innerhalb der Kirche betrachtet, an dem diese Zusage Gottes und die Antwort der Gemeinde zeichenhaft und wirksam zum Ausdruck kommt. Priesterlicher Dienst des Wortes und Sakramentes lebt nicht allein aus dem menschlichen Vorrat des Wissens und Könnens des [25] Priesters; auch wo der Priester das Maß seines Dienstes unterbietet, kann Gemeinde von dem in ihm sakramental handelnden und seine Liebe kündenden Gott leben. Diese den priesterlichen Dienst prägende Wirklichkeit wird durch nichts mehr zurückgerufen. Aus diesem den Priester mit all seiner Endlichkeit unterfangenden Fundament seines Dienstes wächst ihm einerseits gerade Kraft und Mut zu für seinen ihn überfordernden Dienst, andererseits ist Gottes Gabe auch das richtende Maß, das sein Leben in Anspruch nimmt. Priesterlicher Dienst ist von seinem Wesen her Dienst auf Dauer, ungeteilter Dienst (zum Ganzen siehe 13).

Im priesterlichen Dienst, in der sakramentalen Gabe, die ihn trägt, begegnen und durchdringen sich noch einmal die beiden Grundelemente missio und communio. Der priesterliche Charakter bezeichnet ein persönliches unlösliches Hineingenommensein des Dieners in die missio Christi; dieses Hineingenommensein ist aber nichts anderes als Anteil an der communio zwischen Gott und Menschheit, die in Jesus Christus endgültiges – geschichtlich gesprochen: zugleich bleibendes und immer neu geschehendes – Ereignis geworden ist.

Eine weitere Dimension der communio, die wiederholt im synodalen Text aufscheint: Der Priester ist nicht nur Zeichen des Angebotes Gottes, das im Wort, im Sakrament und in der Liebe an die Menschen ergeht; er ist, im Namen und in der Sendung der Kirche für sie und für die Menschheit vor Gott stehend, zugleich Zeichen der Antwort, welche die Kirche für die Menschheit und namens der Menschheit ist. Die Gemeinschaft der Kirche ist eine Gemeinschaft von solchen, die zu Gottes Angebot ja gesagt haben und gerade deshalb im Ja, das sie zu Gott und darin zueinander sagen, Gottes Ja an die Welt weitertragen und in ihr glaubhaft machen können (vgl. 9.5; 13).