Volk Gottes auf dem Weg

Das Bild der Kirche ist anders

[1] Man greife, beinahe beliebig, eine katholische Kirche in einer deut­schen Stadt heraus. Man sehe sich die Gestaltung des Altarraumes, einen Sonntagsgottesdienst, die Gottesdienstordnung einer Woche, den Veranstaltungskalender eines Monats in der Pfarrei, die zu dieser Kirche gehört, an. Man frage sich danach, wie dieser selbe Altarraum, wie der entsprechende Gottesdienst, die entsprechende Gottesdienstordnung, der entsprechende Veranstaltungskalender vor 10 Jahren ausgesehen hat. In den meisten Fällen wird man feststellen, daß man einen solchen Wandel sich damals nicht hätte träumen lassen. Der Schub der innerkirchlichen Entwicklung in diesem letzten Jahrzehnt ist unverhältnismäßig größer als – so kann man ohne Übertreibung sagen – in Jahrhunderten zuvor.

Was bedeutet das? Ist es ein Aufbruch ohnegleichen? Ist es nur ein peinlich verspätetes Nachholmanöver, dessen Ergebnis nur wiederum dem wirklichen Gang der Zeit nachhinkt? Ist es die kurze Phase eines inzwischen im Wesentlichen und Entscheidenden bereits wieder gestoppten Frühlings? Ist es das tot auslaufende Ausweichgleis, auf das man den Weg der Kirche abdrängte, um vor wirklichen und durchgreifenden Änderungen der Substanz geschützt zu sein? Diese und noch mehr Meinungen über den Weg der Kirche in unserer Zeit kann man hören. Nochmals: denn es fehlt auch nicht an Stimmen, die Verrat des Unveräußerlichen, Abfall vom Wesentlichen, Verlust des Wahren wittern. Welches Urteil auch immer das richtige wäre, der, dem die Kirche nicht egal ist, muß sich um diesen Weg kümmern, muß diesen Weg seine eigene Sache sein lassen.