Gott und das Denken nach Schellings Spätphilosophie

Das Denken und Gott

Das Denken, in welchem Schelling denkt und wie Schelling es deutet, steht in Spannung zu dem Denken, welches sich unserem Mitdenken aufs selbe zu gewährt und auferlegt. Es bleibt so zu fragen, ob und wie diese Weise, in welcher Schellings Denken sich als Zugang zum Erkennen Gottes versteht, gleichwohl unserem Denken bei seinem Zugang zum Erkennen Gottes behilflich sein könne.

Diese Frage haben wir mittelbar bereits beantwortet, indem wir Schellings Gedanken des Denkens und unser Mitdenken auf Übereinstimmung und Differenz hin verglichen.

Was Schellings Gedanke des Denkens „bezeugt“, das Aussein des Denkens aufs Andere seiner selbst, die Unbegründbarkeit des Denkens durch sich selbst, ein Verweis auf das ihm entzogen Vorgängige, von dem her es nur Denken ist, die qualitative Differenz seines Woher zum bloßen Denken und zum bloß Faktischen, kurz: die Anlässe der Umkehr des Denkens zu seiner unerdenklichen Gewähr, tragen sich auch unserem Mitdenken auf entsprechende Weise auf.

[308] Die Deutung der unerdenklichen Gewähr des Denkens als in sich ungelichteten Aktes im Bezug zum Denken als seiner lichtenden Potenz, das Verständnis der omnitudo realitatis als des identischen Inhalts des Denkens und als zugleich dessen, was Gott ist, die Erhebung Gottes über dieses sein Wesen zur absoluten Freiheit aufgrund der im Denken Gott ein- und zugefallenen Möglichkeit seines Anderen: kurz, Ansatz und Elemente konstruktiver Auswertung der genannten Grunderfahrung des Denkens zur Erkenntnis Gottes, blieben unserem Mitdenken hingegen fragwürdig; sie scheinen zum einen nicht die notwendige und gemäße Artikulation der sich in ihnen verfassenden Erfahrung des Denkens zu sein, zum anderen gerade dem nicht gerecht zu werden, worum es ihnen geht: der denkenden Annäherung an den göttlichen Gott.

Wir werfen auf den mit Schelling gegangenen Weg nun nochmals einen zweifachen Blick, um seinen Zugang des Denkens zu Gott „von außen“ in seinen unterscheidenden Merkmalen zu fixieren und um sodann „von innen“, von der Frage des Denkens nach sich selbst her, seinen Ertrag zu verdeutlichen.