Erste Überlegungen zu möglichen Themen für den Dresdener Katholikentag

Das dritte Motiv: Die Kirche als die Ikone der Dreifaltigkeit

Cyprian definiert in diesem Zusammenhang die Kirche so, wie das Zweite Vatikanische Konzil in „Lumen gentium“ Nr. 4 nach langem Ringen sich entschlossen hat, die Kirche zu definieren; sie tat es mit den Worten Cyprians: „Ecclesia est plebs ex unitate patris et filii et spiritus sancti adunata“ – „die Kirche ist das Volk, das aus der Einheit des Vaters und des Sohnes und des [47] Heiligen Geistes geeint ist“. Nun ist aber die hochinteressante Frage: In welchem Zusammenhang entwickelt Cyprian diesen Gedanken? Er tut es bei der Auslegung der Vaterunser-Bitte „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Er verweist darauf, daß es ein einziges Aktivwort im Vaterunser gibt, wo wir etwas tun müssen und nicht nur bitten, und das sei die Versöhnung, wie wir uns gegenseitig versöhnen. Er fragt, warum Jesus sagt: Laß Deine Gabe am Altar und versöhn Dich zuerst? Wenn wir dies nicht täten, seien wir nicht, was wir sind. Dann seien wir nicht jene Ikone der Dreifaltigkeit, jene Versöhntheit, die wir der Welt darzubringen haben, nämlich die Einheit von Vater und Sohn und Geist. Das sei unser Auftrag als Christen. Versöhntheit sei unser Auftrag. Nur dadurch, daß wir diese Versöhnten sind, könnten wir ihn bringen. Cyprian geht in der Erklärung dessen so erschreckend weit, daß er sagt: Dies ist das am allermeisten durch nichts anderes Substituierbare; denn wenn jemand den Märtyrertod für Jesus Christus erlitte, aber nicht bereit wäre, sich mit seinem Bruder und seiner Schwester zu versöhnen, könnte er nicht gerettet werden. Das ist die härteste Aussage, die ich kenne. Also an der Versöhntheit miteinander hängt so sehr unsere Identität, daß sie nicht einmal durch den Märtyrertod überhöht werden könnte.