Der dritte Weg im kirchlichen Dienst

Das „Mehr“an Gemeinschaft

Arbeit als Anteil am gemeinsamen Zeugnis – Bejahung der Voraussetzungen für das gemeinsame Zeugnis in der eigenen Lebensgestalt: diese beiden Momente drängen hin auf eine ausgeprägtere, intensivere Weise von Gemeinschaft im kirchlichen Dienst. Kirche selbst ist Communio, und für ihre Sendung, für ihre Mission (also: für ihr Zeugnis) ist die Gemeinschaft selbst von entscheidender Bedeutung (vgl. Joh 13,34f.; Joh 17,21–23).

Die Communio der Kirche ist Leben und nicht nur Struktur, sie will den Alltag und die Herzen bestimmen und nicht nur objektives Prinzip bleiben. Und doch, ja gerade darum hat sie auch objektive und strukturelle Voraussetzungen. Sie erfordert Rückbindung an den Ursprung Jesus Christus. Es ist Sinn und Auftrag des geistigen Amtes in der Kirche, diese Rückbindung in der Kraft des Geistes unverletzt und lebendig zu erhalten, damit aber die übergreifende Einheit der Kirche unverletzt und lebendig zu erhalten. Dadurch hat in kirchlichen Institutionen das kirchliche Amt für die Communio selbst eine nicht ersetzbare Bedeutung. Ob eine Institution noch dem Zeugnisanspruch entspricht, was an Voraussetzungen des Tuns und Seins hierfür erforderlich ist: über diese und die damit verbundenen Fragen zu befinden, steht dem kirchlichen Amt zu. Eine radikale Trennung zwischen kirchlichen Institutionen und Kirche als Communio und damit eine radikale Trennung der kirchlichen Institutionen vom kirchlichen Amt und seinem Leitungsdienst gehen also nicht an.

Gleichwohl reicht die relative Autonomie der irdischen Sachbereiche, die das Zweite Vatikanische Konzil zu Recht betont hat, reicht die Bedeutung eines jeden Getauften, gerade des Laien, für den Dienst der Kirche an der Welt und für den Aufbau der Kirche in das institutionelle Zeugnis der Kirche hinein. Der Charakter einer „Institution als Kirche“ entzieht zwar für das gemeinsame Zeugnis entscheidende Grundlagen der Verfügbarkeit und damit auch der Mitbestimmung aller. Andererseits sind für die Glaubwürdigkeit, die Sach- und Situationsbezogenheit und die Gemeinsamkeit des Zeugnisses Rat und Mitverantwortung aller von um so größerem Gewicht. Und zugleich steht die Gemeinschaft innerhalb einer kirchlichen Institution unter dem erhöhten Anspruch, selbst Zeugnis zu sein, von jener Liebe geprägt zu sein, die in den Unterschieden die tiefere Einheit und Gleichheit zum Vorschein bringt. Es bleibt eine Aufgabe, auch nach gestalthaften Wegen zu suchen, wie in kirchlichen Institutionen nicht ein Weniger, sondern ein Anders und Mehr an Gemeinschaft und das heißt an Beteiligung und Mitwirkung am Ganzen erreicht werden kann.