In welchen Fragen sollen Kirche und Christen öffentlich sprechen?
Der Bund aus der Perspektive Gottes
Im Blick auf den Menschen, sein Verhältnis zu Gott und seine Stellung in Welt und Gesellschaft spielen vor allem vier Momente eine entscheidende Rolle.
Der Bund ist endgültig. Daß Gott in Jesus Christus den Menschen angenommen hat und sich dem Menschen geschenkt hat, ist nie mehr rückgängig zu machen und ist innergeschichtlich auch durch nichts Weiteres mehr zu überholen. Die in Jesus Christus gegebene Sicht Gottes und des Menschen ist nicht mehr revozierbar und relativierbar. Das entscheidende Heilsdatum, die endgültige Standortbestimmung Gottes Mensch und Welt gegenüber ist in Jesus Christus geschehen.
Gleichwohl gilt: Der Bund ist unvollendet. Der Welt steht noch die durch keine Leistung und keine Evolution innerhalb der Geschichte zu erreichende Vollendung durch Gott aus. Hoffnungen auf eine innerweltliche Vollendung des Menschen und der Welt, die Utopie von der Machbarkeit des perfekten Glücks und der perfekten Gesellschaft sind aus der Perspektive der Offenbarung nur ideologische Selbsttäuschung.
Der Bund Gottes mit dem Menschen ist universal. Zwar bedarf es der konkreten Entscheidung des Glaubens, der antwortenden Annahme des Bundesangebotes Gottes, um die Partnerschaft der Menschheit mit Gott zu realisieren, um den Bund zu leben; aber jene, die als Glaubende bereits Bundesvolk sind, dürfen nicht bei sich selber stehenbleiben, sondern sind berufen, Anfang einer neuen Menschheit zu sein und darum das Bundesangebot Gottes allen [189] Menschen nahezubringen. Es gibt keine andere Finalität des Menschen und der Menschheit als die vollendete Partnerschaft mit Gott, der Bundesgemeinschaft mit ihm und in ihm.
Der Bund mit Gott ist nicht ein Zusatz zu dem, was Mensch und Welt „an sich“, von ihrem Wesen her sind, sondern Mensch und Welt sind von Gott auf den Bund hin geschaffen. Damit erhebt sich aber, zumindest aus der christlichen Sicht her, der Anspruch, daß die von der Offenbarung her möglichen Aussagen über Welt und Mensch, humane und mundane Wirklichkeit als solche treffen und betreffen.