Wert und Wirkungen der Religion

Der dialektische Bezug der Religion zu Werten

Aus der Gegenwart des Heiligen eröffnet sich ein dialektischer Bezug zu allen anderen Werten. Bereits die Salomogeschichte machte deutlich, es läßt sich aber durchgängig an der Phänomenologie der Religion bewahrheiten: Einerseits ist Religion wertrelativierend, andererseits Werte konstituierend und erschließend. Lesen wir den menschheitlichen Grundvollzug des Opfers über eine „Do-ut-des“-Mentalität auf seinen ursprünglichen Sinn hin, so zeigt sich: Gott ist so viel „wert“, daß dafür andere Werte geopfert werden. Umgekehrt ist im Opfer anderer Werte der Zugang zum Heiligen, die Verbindung mit dem Gott eröffnet, der Werte gewährt, der ja – in letzter Konsequenz und höchster Ausprägung – Schöpfer, Erhalter und Vollender des Seins und der Welt ist. Von ihm her wird alles gewährt, auf ihn zu ist alles relativ, hat alles seinen Sinn und Ort. Diese zweieine Wirkung der Religion auf das Ganze der Werte ist von höchstem Belang für die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Wert.