Spiritualität und Gemeinschaft

Der Kern der Botschaft

Wovon haben wir gesprochen? Wir sprachen nicht nur von uns. Wir sprachen von Gott selbst. Wir sprachen in letzter Konsequenz davon, wie Gott ist, wie Gott „geht“. Seine absolute Einfachheit, sein reines Aufstrahlen aus sich selbst geht schon immer so: Er schenkt sich ganz, und dieses Geschenk ist Zeugung des gleich-ursprünglichen Ursprungs, des Sohnes. Er ist Wort und Antwort zugleich. Und in diesem gegenseitigen Sich-Schenken, das Gott selbst ist, schenken Vater und Sohn sich den Geist, geht der eine Geist als der „dritte erste Schritt“ aus dem Vater und dem Sohn hervor. Gottes Aufbruch ist immer schon des Vaters und des Sohnes Aufbruch zueinander, in welchem der Geist aufbricht, Gott ist der Gott der ersten Schritte. So geschieht unbedingter, liebender Ur- [84] sprung. Das wissen wir nicht aus uns selbst, aus unserem Nachdenken. Das wissen wir nur, weil wir es an der Hingabe Gottes ablesen können, daran, wie er sich uns gibt in Jesus Christus durch seinen Geist.

Wir haben von Gott als dem dreifaltigen Ursprungsgeschehen gesprochen. Wir sprachen auch von der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes. Gott ist aufgebrochen, hat sich weggegeben über sich selbst hinaus, hat sich selbst uns geschenkt in seinem Sohn. Und wie tat er es? Indem der Sohn Mensch wurde, wurde der Mensch wieder eingesetzt, herrlicher als am Anfang – zum Wesen des ersten Schrittes. Als der neue Adam schenkt er sich vorbehaltlos und frei dem Vater, und mit ihm verschenkt er sich an die anderen, an die Welt.

Des weiteren haben wir von Maria gesprochen, durch die das Wort aus dem Heiligen Geist Fleisch geworden ist. Der erste Schritt Gottes auf den Menschen zu barg sich hinein in den ersten Schritt der Antwort, des unselbstverständlichen Bereitseins und Dienens derer, die antwortend den Schritt Gottes mittat und so uns den Urheber ihres und unseres Heiles schenkte.

Und von den Jüngern haben wir gesprochen, die uns Kunde von all dem brachten, die uns den Herrn und seinen Geist und seine Gaben weitergeben. Jesus selbst hat den ersten Schritt auf den Vater zu gemacht und ist vom Vater her, in seiner Vollmacht und seinem Geist, auf Menschen zugegangen, um sie in den ersten Schritt der Nachfolge zu berufen, einer Nachfolge, welche Liebe, Schritt aufeinander zu und ebenso Sendung, Schritt über sich hinaus, bedeutet.

So haben wir also von der Kirche gesprochen als jener Gemeinschaft, die den Aufbruch Gottes in die Welt weiterträgt, indem Menschen zueinander und miteinander über sich hinaus aufbrechen. Kirche ist, ehe wir sind, und [85] Kirche bleibt bis ans Ende der Zeit. Kirche wird zugleich stets neu, indem wir Kirche werden und uns verschenken an das, was Kirche ohne uns und über uns hinaus vom Herrn her schon ist. Kirche ist Weg der Liebe Gottes zu uns – aber sie erweist sich als dieser Weg, indem wir den Bann durchbrechen und selber sie zum Weg machen, wie Abraham, wie Maria, wie die Jünger den Weg im reinen Gehorsam und ungesicherten Wagnis begonnen haben.