Orden und Jugend im Lebensraum der Kirche

Der organisatorische Fragenkomplex

Zunächst möchte ich Ihnen sagen, daß wir dabei sind, im Kontakt zwischen Bischofskonferenz und der VDO Gesichtspunkte über den Einsatz von Ordensleuten in der Pastoral und für die pastorale Zusammenarbeit zwischen Bistümern und Ordensgemeinschaften zu besprechen. Ich glaube, das, was ich in meinem Vortrag diesbezüglich ausgeführt habe, liegt genau in der Richtung, die ich hierbei vertrete. Der geplante Tag über Ordensfragen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz, der im Frühjahr 1980 in der Vollversammlung stattfinden soll, wird sich um diese Frage ebenfalls zu kümmern haben. Das bischöfliche Amt trägt ja Verantwortung dafür, daß die vielen Charismen und Gnadengaben Gottes in der Kirche zum Zug kommen.

[26] Ich wurde gefragt, ob nicht auch ein Mentalitätswandel innerhalb der kirchlichen Verwaltungen notwendig sei, damit der Einsatz der Ordensleute ihrer Berufung gerecht werde. Sicher ist dies immer wieder einmal notwendig. Doch ich habe schon viel Verständnis und Offenheit auch in Generalvikariaten bezüglich dieser Frage angetroffen. Manchmal bringt freilich die Notwendigkeit zu planen Bedrängnisse mit sich, die nach jeder praktikablen Lösung rasch greifen lassen wollen. Ich habe Verständnis dafür, aus sehr bedrängenden Erfahrungen heraus, aber ich glaube, daß wir uns darin einig sind: Pragmatisch im Augenblick günstige Lösungen, die ideel und strukturell nicht stimmen, die der Ordensberufung nicht gemäß sind, tragen letztlich nicht weiter.

Oft gibt es auch Ordensleute, auch das muß gesagt werden, die sich darum bemühen, einen von ihrem Orden mehr abgesetzten Auftrag wahrnehmen zu können. Und mancher Obere wäre vielleicht auch nicht allzu unglücklich, wenn sich dem einen oder anderen Mitbruder ein etwas freieres Kraftfeld auftäte. So etwas darf nicht ausgeschlossen werden. Ich selber neige dazu, in einem solchen Fall zu sagen: Was können wir tun, um der Berufung des Ordensmannes und dem Kontakt des Ordensmannes mit seiner Gemeinschaft zu Hilfe zu kommen? Ich verspreche mir, daß die geplanten Richtlinien ihre Wirkung auch in den Diözesanverwaltungen haben werden.

Der Vorschlag bezüglich dieser Gesichtspunkte ist den Oberen bekannt: Bei pastoralen Einsätzen von Ordensleuten von Seiten der Bistumsleitung ist zuerst Fühlung zu nehmen mit der Ordensleitung, und umgekehrt muß natürlich sich auch die Initiative des Ordens in die Gesamtpastoral des Bistums einfügen. Dabei ist ein wichtiger Gesichtspunkt die Wahrung des Charismas und das zur Geltungkommen des Charismas bei den jeweiligen Ordensgemeinschaften innerhalb der Gesamtpastoral des Bistums. Es sollte auch eine „geistliche Landkarte“ in jedem Bistum geben, aus der wir ersehen, wo besondere Akzente zu setzen oder durch gewachsene Tradition gesetzt sind. Keine Gegend sollte von Geistlichen Gemeinschaften ganz entblößt sein. Die Konzentration von Ordensleuten ist notwendig, um ein konsistentes Zeugnis zu leisten; aber keine Region sollte völlig vom Zeugnis der Ordensleute ausgehungert sein. Erfahrung von Orden soll zur Grunderfahrung der Gläubigen gehören. Wichtig ist ferner, daß die vita communis die normale und auf die Dauer unverzichtbare Lebensform ist; sie muß daher beim pastoralen Einsatz gewährleistet werden. Die Kooperation, die in immer größeren Verbänden, Dekanaten z. B. erfolgt, muß die Ordensleute mitumfassen, zugleich aber ihre jeweilige Eigenart zur Geltung kommen lassen. Auch die Pläne über Soziales, Bildung und Schule, die einzelne Orden oder das Bistum in einer Region haben, sollen gegenseitig miteinander abgesprochen werden. Frühzeitige [27] Information ist notwendig, wenn eine Schule, ein Krankenhaus aufgegeben werden sollen. Auch das Bistum muß bei seinen Initiativen Rücksicht nehmen etwa auf bestehende Schulen der Orden.