Franz von Baaders philosophischer Gedanke der Schöpfung

Der positive Zugang zum Wie der Schöpfung

Bleibt auch ein „genetisches“ Wissen, eine „Theorie“ der Schöpfung dem endlichen Geiste versagt, da er nicht selber schaffen kann, so ist ihm doch eine „faktische Wissenschaft“ der Schöpfung gegeben1; ja sein Selbstsein ist an sich selbst gerade enthüllende Mitteilung des unbedingten Ursprungs und somit „des Faktums“ seiner schaffenden Tat . Diese Mitteilung kommt beim Selbst nicht an in abstrakter Feststellbarkeit, sondern in Anruf und Bedürfnis, sie wird also ergriffen in der Antwort, im Selbstvollzug des Menschen. Er ist durch das Erscheinen des Gottesbildes in ihm Abbild Gottes, und dies nicht nur im Sein, sondern im Tun. Als frei vollendet der Mensch sein Abbildsein nur, indem er selber die Idee aktiv äußernd abbildet, indem er sie über sich hinaus weitergibt und darin sein Anderes zwar nicht erschafft, aber es sich und also der Idee noch einmal zum Abbild macht.

Wenngleich das unbedingte Anfangen seines Anderen, die „actuatio substantiae“, dem Menschen unmöglich ist, spiegelt doch sein nachträgliches Anfangen die dynamischen Proportionen des schaffenden Prozesses selbst2. Von hier aus, von der wiedergebenden Fortsetzung im Selbsttun des Men- [138] schen, eröffnet sich die Möglichkeit „beschreibender Darstellung“ jenes „unkonstruierbaren Uraktes“ der Schöpfung, auf der Baader besteht3.

Zunächst sollen die Hauptmomente der emanenten Hervorbringung des Menschen in der Sicht Baaders zusammengefaßt und alsdann die Folgerungen angegeben werden, die er auf Gottes Schöpfertum daraus zieht. Dieselben Proportionen sind schon auf jeder Stufe des hinführenden Gedankens begegnet und können daher an dieser Stelle knapp umrissen werden4.


  1. Siehe EG 3 VII 162. ↩︎

  2. Vgl. z.B. SpD 1,10 VIII 90. ↩︎

  3. Vgl. Ethik V 14. ↩︎

  4. Zum Folgenden vgl. bes. SpD 1,8–10 VIII 75–93; FC 3,5–10 II 247–257. ↩︎