Der Ruf nach Klarheit und Offenheit

Der Ruf nach Klarheit und Offenheit

[408] In der Medizin, in der Energie-, in der Wirtschaftsplanung müssen wir Tatbeständen Rechnung tragen, die wir selber nicht durchschauen. Wir brauchen die Experten, aber sie sind sich auch ihrerseits nicht einig. Wie da handeln? Und doch muß gehandelt werden!

Herrscht in den letzten Fragen über den Sinn des Lebens nicht eine ähnliche Not? Wer ist Jesus Christus? Was kommt nach dem Tod? Was will Gott wirklich von uns? Kann man sich auf die Kirche verlassen? Unterschiedliche Ansichten im Namen Jesu, unterschiedliche theologische Positionen – und nicht mehr eine allgemeine Meinung, auf die man sich da unbefragt verlassen könnte, sondern hundert und tausend Stimmen, die zugleich auf einen eindrängen. Der Ruf nach Klarheit ist da verständlich – der Ruf nach Offenheit ebenso. Die einen wünschen sich eine kirchliche Autorität, die alles bis zum i-Punkt klärt und festlegt, die andern vertrauen den Wissenschaftlern, daß sie am Ende die beste Theorie finden, nochmals andere wünschen sich einen „normalen“, für jedermann, aber wenigstens für einen selbst plausiblen, gangbaren Weg.

Die Orientierungsnot ist groß, und nicht wenige haben den Eindruck, nach einer Zeit der Öffnung greife die Kirche nun wieder durch, und am Fall Küng hätten wir es bitter zu spüren bekommen. Bitter? Manche sagen: Endlich! Wie können wir zu einem Urteil kommen?