Glauben – wie geht das?

Der Weg Mariens – der Weg des Glaubens

Es verhält sich ähnlich wie mit dem Heiligen Geist: Er steht am Anfang des Glaubens, er steht am Anfang des Kommens Jesu, aber gerade deshalb tritt er erst verhältnismäßig spät aus dem selbstverständlichen Dasein hervor und wird zum Thema. So auch Maria in den neutestamentlichen Schriften. Wie könnte es anders sein, da Jesu menschliches Leben selbst Frohe Botschaft ist, als daß seine Mutter mit zur Sprache kommt, wo von ihm gesprochen wird? Aber es ist ebenso „logisch“, daß diese menschliche Schale, die ihn birgt und darreicht und weitergibt, hinter dem zurücktritt, was sie umfaßt. Das Negativ, die Hohlform, so dürfen wir im nachhinein sagen, muß sich zurücknehmen, ja sie muß auf gewisse Weise zerbrechen, damit die Gestalt, das Positiv, von dem sie selbst geprägt ist und das zugleich sie ihrerseits prägt, hervortritt und ans Licht kommt. Wenn es dann aber darum geht, daß im Geiste wir selbst die von Christus geprägte Hohlform werden, die wiederum ihn Gestalt werden läßt, hervortreten läßt in der Geschichte, dann wird Maria neu aktuell. So wie sie sich dem Geist zur Verfügung stellte, so wie sie im Glauben Jesus annahm und zur Welt brachte, so geht auch unser Glaube, so geht auch unser Zeugnis. Die innere „Logik“ des Zurücktretens und Hervortretens Mariens in der Geschichte des Glaubens treibt uns dazu, nunmehr an Maria abzulesen, wie Glaube geht.

[152] Außer ihr gibt es noch jene andere Gestalt, die Hinweis, Zeugnis, Fanal für den kommenden Herrn ist: Johannes. Er tritt früher ans Licht des Interesses, er tritt aber auch früher zurück. „Jener muß wachsen, ich aber abnehmen“ (vgl. Joh 3,30) – das faßt sein Zeugnis in einem Wort zusammen. Weil dieses Zeugnis in der Öffentlichkeit erfolgte, weil so Unterscheidung fällig wurde, um Verwechslungen auszuschließen, wurde Johannes schon sehr früh in der Predigt von Jesus thematisch. Maria hingegen war Hintergrund und konnte daher länger im Hintergrund bleiben. Doch genau deshalb, weil ihr ganzes Dasein Hintergrund-sein für Jesus bedeutete, müssen wir sie ans Licht heben, wenn wir unseren Glauben, unsere Existenz im Heiligen Geiste verstehen wollen.