„Christus nachgehen“ – in welcher Weggemeinschaft und in welcher auctoritas?

Die auctoritas Christi auf dem Weg mit uns

Ich muss nun zunächst etwas sagen dazu, wie Hemmerle den auctoritas-Begriff füllt. Er setzt beim Wortsinn an: In auctoritas stecke das lateinische Verb ‚augere‘. Das meine

„wachsen lassen, reifen lassen, etwas von sich aus sich entfalten lassen und daß Autorität – von daher gesehen – eine Weise von Macht auszuüben bedeutet, die gerade denjenigen, über den die Macht ausgeübt wird, selber bemächtigt und selber ermächtigt, so daß also nicht mein Einfluß wächst und der andere kleiner wird, sondern, daß die Größe meiner Macht von der Größe der Macht des Anderen, der diese Macht empfängt und Partner in dieser Macht wird, abhängt.“ (Auctoritas, 2)

Im Text „Christus nachfolgen“ hatte Hemmerle die auctoritas Jesu – ohne diesen Begriff zu benutzen – inhaltlich wie folgt bestimmt:

„Gott ist so, [...] daß er uns bis zum äußersten, bis zur Hingabe seines Sohnes liebt, daß er sich selbst uns nicht vorenthält, sondern mitteilt: das ist der Inhalt seiner Botschaft. […] Liebe, die unsere Freiheit ernst nimmt, Liebe als das herausfordernde Angebot.“ (Christus nachgehen, 40)

Die auctoritas Jesu liegt in seiner Hingabe. Daran erinnern wir uns in jeder Eucharistiefeier. Liturgisch sinnbildlich am stärksten in wenigen Tagen wieder am Gründonnerstag in der Zeichenhandlung der Fußwaschung. Hingabe, sich konkretisierend in kleinen und großen Zeichen der Liebe, der Solidarität, der Anteilnahme.

Mit diesem – ich zitiere –: „radikalsten Fall: der Schritt Jesu in das Todesdunkel am Kreuz“ (Christus nachgehen, 42) ist durch Jesus unser Weg eröffnet – der allerdings wiederum „der Schritt ins Unmögliche, ‚aufs Wasser‘ (vgl. Mt 14,29ff)“ (Christus nachgehen, 42) ist.

Aber bedenken wir: Die vielen jungen Menschen, die sich bei „Fridays for future“ engagieren – sind sie nicht genau auf diesem Weg, zu dem Jesus einlädt? Machen sie uns Älteren nicht gerade vor, dass der Schritt ins Unmögliche doch möglich ist? Diese jungen Menschen praktizieren den „Weg zueinander und miteinander“ (Christus nachgehen, 42), wie Hemmerle es ausdrückt: Praxis von Gemeinschaft im Gehen selber und Praxis der Suche der je größeren Einheit – bis hin zur universalen Einheit im Kampf um die Erhaltung unseres Planeten.