Weltdienst – Heilsdienst

Die besondere Bedeutung der freien Initiativen des Laienapostolats

Im Licht der Grundbotschaft des fleischgewordenen Wortes, im Licht, das sie auf die Frage des Zueinander von Welt- und Heilsdienst wirft, kommt den freien Initiativen des Laienapostolats ihre volle Bedeutung zu. Von dieser Sicht des Wortes und der Geschichte her scheint es mir geradezu existentiell für die Kirche zu sein, daß sich nicht alles Fragen darauf konzentriert: Wieviel haben wir mitzubestimmen mit dem kirchlichen Amt? Gerade wo nicht die Mitwirkung mit dem Amt, sondern die Gestaltung unterschiedlicher Situationen, Lebens- und Weltbereiche aus dem Glauben das primäre Ziel ist, da kann die vielfältige Kompetenz des Christen aus dem Wort wirksam werden. Da wird die Engführung aller Kompetenz und Autorität in der Kirche auf die Leitungskompetenz aufgesprengt und der Blick frei für die ganze Breite und Fülle der Sachkompetenzen in der Gestaltung von Welt und Gesellschaft.1 Das heißt aber nun gerade nicht, wie man so oft verkürzt darstellt: Hier sind jene, die den Heilsdienst, und da jene, die den Weltdienst der Kirche tun, sondern Heils- und Weltdienst greifen ineinander, sowohl in den Aufgaben des Amtes wie in denen der freien Initiativen.

Welches aber ist die heilsdienstliche Dimension, die gerade durch die freien Initiativen des Laienapostolats zu leisten ist? Als freie Initiativen haben wir jene Fragen zu formulieren, die als ungelöste, als offene Fragen aus der Erfahrung der [62] Welt an das Wort zu stellen sind. Wir müssen die Fragen der Welt einbringen in die Gemeinschaft des Wortes. Wir müssen die Predigt, wir müssen die Pastoral herausfordern, daß sie, um eine bekannte Formulierung aufzugreifen, Antwort auf gefragte Fragen gibt. Als Anwälte der gefragten Fragen aus der Begegnung mit der Welt sollen wir jedem bloß innerkirchlichen Binnenbetrieb wehren.

Aber nicht nur das Fragen ist unsere Aufgabe, sondern als freie Initiativen des Laienapostolats haben wir auch positiv die Sprach- und Gestaltungsmöglichkeiten, unsere Erfahrungen beizusteuern zu dem, was in der Pastoral geschieht. Somit ergibt sich aus unserer Verantwortung für die Sendung der Kirche in die Welt hinaus, aus unserem Weltdienst gerade auch unser Heilsdienst, will sagen unsere Verantwortung ins Zentrum hinein, aufs Zentrum zurück, die Verantwortung dafür, daß die Pastoral Pastoral des fleischgewordenen Wortes ist, daß in der Pastoral das Fleisch und das Wort zusammenbleiben.

Diese gegenwendige Stoßrichtung des Laienapostolats in die Welt hinaus und in die Kirche hinein verlangt also mehr von uns, als Ansprüche und Postulate anzumelden. Dies wäre zuwenig, und zudem setzte es uns dem Verdacht aus, als ob es uns nur um ein paar Rechtstitel mehr gehe. Nicht aus einem bloßen Kompetenzdenken heraus beanspruchen wir diese doppelte Verantwortung; sie kommt uns von der Sache selbst her zu. Wir müssen uns jedoch der kritischen Frage stellen, wie wir diese Verantwortung wahrnehmen und wahr machen können.


  1. vgl. Kronenberg, Friedrich: Autorität und Partizipation, in: Porster, Karl (Hg.): Befragte Katholiken. Zur Zukunft von Glaube und Kirche, Freiburg 1973, S. 234-241 ↩︎