Bildung und Bistum
Die Dimensionen der Bildung*
Wir haben gesehen: Bildung steht in der Situation des Dialoges; die Diözese bedarf der Bildungsarbeit; Bildung tut not, weil Gott und Welt und Mensch nur in der gegenseitigen Erhellung und Durchdringung Leben und Sicht des Men- [28] schen bestimmen können. Bildung bedeutet dann aber im Verständnis des Christentums, daß Gott und Welt und Mensch sich in allen Fragen berühren. Bildung steht damit vor der Aufgabe, einen mehrfachen, sich von innen her öffnenden Dialog zu führen.
Christen sind zunächst in das Gespräch untereinander in der Kirche, in der sie sich jeweils zusammenfinden, gewiesen; dieser Dialog weitet sich von innen her in das Gespräch aller Christen, in den ökumenischen Dialog; dieser wiederum muß, wenn er gelingen soll, offen sein für den mit anderen Religionen und Weltanschauungen; schließlich bedarf es des mutigen Gespräches mit der gegenwärtigen Kultur: Nur in diesem, dynamisch sich entfaltenden, vierfachen Dialog kann Bildung gelingen.
Auf diese Weise reißt Bildung drei Dimensionen auf, die in einem Verhältnis zueinander stehen: Zunächst gilt es zu orientieren; dann aber steht Bildung vor der Aufgabe der Inkulturation und der Inkarnation: Wie kann in den Konkreta das Ganze gelebt werden; schließlich ist der Zusammenhang, das Miteinander, der Dialog selbst eine entscheidende Dimension der Bildung.
Vierfacher Dialog in drei Dimensionen: Bildung und Bistum sind zutiefst aufeinander verwiesen – Bistum kann nicht Bistum sein ohne Bildung; Bistum ist ein Glücksfall und eine Chance für Bildung in der reduktiven Informationsgesellschaft.
Meine Damen und Herren, ich habe von Philipp Boonen gesprochen; er hat die Verhältnisse, die wir bedacht haben, gelebt und ins Wort gehoben. Als ich in jungen Jahren mit Bildungsarbeit im Erzbistum Freiburg betraut wurde, suchte ich nach Geleit und Vorbildern. Einer der ersten Mitbrüder, die mir solches gaben und waren, ist Philipp Boonen. Ich habe ihn damals als jemanden kennenlernen dürfen, der bereit war, mich Schritt für Schritt zu begleiten: bei der Vorbereitungskommission der Synode, ihrer Studiengruppe, beim Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und bei vielen Katholikentagen.
[29] Es ist gut, daß Bildung und Bistum so viel miteinander zu tun haben, denn in ihrem gemeinsamen Raum ist brüderliche Koexistenz lebendig: Ich habe Philipp Boonen viel zu danken. Er hat mit beständiger Treue, absoluter Verläßlichkeit und seiner diskreten Noblesse meinen Dienst mitgetragen und begleitet: Aus diesem Dienst möchte ich ihn nicht entlassen, ich brauche ihn weiterhin!
Lieber Herr Prälat Boonen, Sie dürfen sicher sein, daß es jenen, die ihre Aufgaben weiterführen, auch um das geht, was ihre Arbeit inspiriert hat und so fruchtbar werden ließ: Das habe ich in den Jahren, in denen ich Bischof von Aachen bin, erfahren dürfen. So bin ich froh, daß Ihr guter Dienst auf den Schultern jener weitergetragen wird, denen ich all mein Vertrauen, meine Kooperation und meine Nähe zusichern möchte.
Gehen wir miteinander vor, damit wir beieinander im Bilde sind, damit so das Ganze im Bilde unseres Bistums und das Bistum im Bilde des Ganzen sei.