Der dritte Weg im kirchlichen Dienst

Die drei Momente des Zeugnisses: Tun – Sein – Gemeinschaft

Das Zeugnis, das die Kirche und der Christ der Welt schuldig sind, hat drei Momente, die sich nicht voneinander trennen lassen: Tun – Sein – Gemeinschaft.

Zeugnis wird gegeben, Zeugnis wird getan. Es wird dem Menschen ein Dienst erwiesen, durch welchen der Dienst Jesu Christi hindurchleuchtet. Dies entfremdet das Tun nicht seiner Sachbezogenheit und Sachgesetzlichkeit, sondern trägt und vertieft sie: Alles, was ist, ist in Jesus Christus erschaffen und hat gerade durch seine Christusbezogenheit auch seinen relativen Eigenstand. Wer Jesus Christus bezeugen will, dessen Tun darf nicht weniger sorgfältig, nicht weniger stimmig, nicht weniger sachgerecht geschehen, im Gegenteil.

Das Zeugnishafte des Tuns ist freilich darin verwurzelt, daß hier nicht eine zum Sein des Handelnden zusätzliche Funktion ausgeübt wird, sondern daß er als Person hinter ihr steht, ja in ihr steht, in sie sich hineingibt. Das Zeugnis des Seins ist im Dienst als Zeugnis wie im Zeugnis als Dienst entscheidend. Man könnte diesen Aspekt auf die Formel bringen: Nicht nur das Meine gebe ich, sondern mich; nicht nur das Deine suche ich, sondern dich.

Das Zeugnis des Seins wird aber, nach christlichem Verständnis, nicht schon dadurch erfüllt, [324] daß ich als Individuum entsprechend handle, mich verhalte und „bin“. Ich selber bin in Beziehung zu anderen, bin in Gemeinschaft, bin in der Kirche, und zwar so, daß Kirche in mir ist. Meine Zugehörigkeit zu Jesus Christus hat von innen her mit der Kirche zu tun. Und wenn es das Wesen des Zeugnisses ist, daß der Bezeugte selbst handelt und aufscheint, dann ist das institutionelle Zeugnis, das Zeugnis einer Institution als Kirche darauf angelegt, daß der Herr selber in der Mitte der hier Handelnden zugegen sein und aufgehen kann (vgl. Mt 18,20).