Das Wort für uns

Die einzige Herrlichkeit: Herrlichkeit der Liebe

Daß an Ostern jener, der den Vater verherrlicht hat im Gehorsam bis zum Tod, vom Vater verherrlicht wird, ist so die wahre Befreiung des Menschen von sich selbst. Die Herrlichkeit des fleischgewordenen Wortes ist die Verherrlichung des Menschen, jene Verherrlichung, die nur in der Dynamik Jesu, in der Dynamik seines Verherrlichens und Verherrlichtwerdens Ge- [44]stalt gewinnt. In Jesus ist unser Leben erlöst von der Eindimensionalität, von der Gebundenheit an sich, von der Notwendigkeit, nur sich zu suchen und durchzusetzen. Denn ein anderer ist es, der uns sucht, uns erfüllt, uns bestätigt, ein anderer, der uns seinen Glanz und seine Herrlichkeit schenkt.

Wir sind davon befreit, andauernd nur uns selbst suchen zu müssen, befreit von der Angst, daß alles aus sei, wenn wir uns verschenken und verschwenden. Wir sind befreit vom Gebanntsein an uns, vom Kreisen um uns. Wir kennen die neue Dimension, in der wir Du sagen dürfen zu Gott, Du zueinander, gerade auch dort, wo wir verstummen wollen, wo der Sinn und das Wort uns auszugehen drohen. Überall und in allem wissen wir, daß Gott Du zu uns sagt, daß er uns einholt, uns trägt, uns an seinem Leben teilgibt.

Die Liebe hat recht, das Sich-Hingeben hat recht, das Sich-Verschwenden hat recht. Denn Gott ist Liebe, Gott ist Sich-Verschwenden, Gott ist Sich-Verschenken. Wer seine Herrlichkeit sieht, die Herrlichkeit der Liebe, der kann glauben. Und nur wer die Herrlichkeit der Liebe sieht, hat die Herrlichkeit Gottes auf dem Antlitz [45] Jesu gesehen. Wir dürfen diese Herrlichkeit sehen und dürfen in ihr unser eigenes Leben neu sehen.

Die Welt allerdings wird nur dann glauben, daß das Wort Fleisch geworden ist, wenn sie auch das andere Wort des Johannesevangeliums sagen kann: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen.“ Seine Herrlichkeit aber soll sie sehen an uns, soll sie sehen, indem wir unsere Selbstbestätigung verwandeln lassen ins Sich-Schenken. Es gibt keine andere Herrlichkeit als die Herrlichkeit der Liebe. Diese Liebe und ihre Herrlichkeit sind wir der Welt schuldig, damit auch für sie Ostern werden kann.