Geschichte des Glaubens – Geschichte des Geglaubten?
Die Geschichte des Glaubens als Struktur des Glaubens*
Der vierte Schritt besagt nun das Folgende: Es ist nicht nur so, daß die Geschichte des Glaubens als ganze zwischen Herkunft, Zukunft und Gegenwart steht und in der geschichtlichen Diastase ihrer Dimensionen dieser dreifache Vorrang waltet, vielmehr hat und ist der Glaube als er selber diese Struktur. Glaube als ganzer, Glaube, in dem ich jetzt glaube, ist, daß ich den, der die Zukunft ist, in seinem gegebenen Wort größer sein lasse, stärker und maßgeblich sein lasse, daß ich mich ihm ausliefere und anvertraue. Glaube ist in sich, daß ich jetzt anders bin, weil ich glaube; daß ich mich jetzt so radikal in Anspruch nehmen lasse und befragen lasse. Aber indem ich jetzt anders bin, offen über mich hinaus, bin ich durch diesen Glauben auch in eine Gleichzeitigkeit und in eine Kommunikation gestellt, in die ich sonst nicht gestellt wäre. Glaube geht in diese Offenheit hinein. Glaube ist zuerst, daß ich meinen Glauben freigebe, damit alles, weil ich glaube, mir widerfahren kann. Ich bin gerade der Entsicherte durch den Glauben, nicht der Gesicherte. Sicher bin ich gehalten und getragen im Glauben, aber darin gerade in eine unaufkündbare Weggemeinschaft und Wegzukunft hinein entsichert. Und alles Endgültige am Glauben ist solchermaßen Entsicherung.