Was heißt Glaubenssituation

Die Grundsituation des Glaubens*

Die Grundsituation des Glaubens ist die zwischen der gnadenhaft sich eröffnenden Freiheit Gottes und der Freiheit des Menschen, die durch das Handeln Gottes gerade an sich selbst freigegeben ist. Diese Grundsituation schließt jedoch, in derselben Dimension des Gnadenhaften, das menschliche Freiheit bestätigt, indem es sie schlechthin über ihre Möglichkeiten hinaushebt, auch die Situation zwischen Glaube und Glaube, die zwischenmenschliche Situation des Bekenntnisses und Zeugnisses des Glaubens mit ein. Glaubensgemeinschaft, Einheit in Glaube und Liebe sind kein Zusatz zu dem zwischen Gott und der Freiheit des einzelnen situierten Glauben, sondern die diesem selbst zugehörende Vermittlung (im rezeptiven wie im aktiven Sinn, als Woher und Wohin des Glaubens, in denen sich die Alleinigkeit Gottes als das Woher und Wohin des Glaubens erfüllt und bestätigt). Diese den Glauben als Glauben immanent konstituierenden Dimensionen kreuzen sich indessen mit einer weiteren, die, zum Glauben als Glauben äußerlich, ihm aber gerade als sein Außen zugehört, ja für ihn konstitutiv ist: Glaube ist nämlich „inkarnatorisch“; sein Überstieg über alle immanenten menschlichen Möglichkeiten, über alle welthaften und gesellschaftlichen Determinanten, nimmt diese in sich hinein, sie sind das Wohin der göttlichen Selbsttranszendenz, die sich in ihnen realisiert, von ihren Weisen und Bedingungen „abhängig“ macht, sie so ganz belassend [33] als das, was sie sind, und zugleich sie verwandelnd. Menschlich-geschichtliche Bedingungen und Zusammenhänge gehören zur Situation, in der Glaube sich dem Menschen anbietet, vermittelt, in der er Gestalt gewinnt, in der er aber auch versperrt und verdunkelt werden kann, ohne daß solche Chancen und Schwierigkeiten die Allwirksamkeit Gottes, die Grundrichtung der Situation des Glaubens als Glaube, aufhöben.