Wegmarken der Einheit
Die Konsequenzen: Die Menschheit wächst in Jesus Christus hinein in ihre neue Einheit
Wenn Jesus Christus in sich alle Menschen geeint hat, dann muß diese Einheit auch Gestalt unter den Menschen werden. Jener, der dies bewirken kann, ist nur der Geist, der in Jesus wohnt. Er verbindet den Sohn mit dem Vater, in der Kraft dieses Geistes wird Jesus Mensch und tut er das Werk der Erlösung. Diesen Geist teilt der Auferstandene seiner Kirche mit (Joh 20,22; Apg 2,1–3). Die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Jüngergemeinde kann nicht aussagekräftiger bezeugt werden als durch das Pfingstwunder, in welchem die vielen zerstreuten Sprachen wiederum eins werden, wiederum verständlich werden füreinander. Die babylonische Sprachverwirrung wird aufgehoben.
Der Geist aber fügt aus denen, die an Jesus Christus glauben und sich in ihn hineintaufen lassen, einen einzigen Leib, den Leib Christi, an dem alle Glieder sind und sich durch ihre vielfältigen Gnadengaben ergänzen: Kirche wird Christi Leib (1 Kor 12; Eph 4,7–16). Die Sendung Jesu geht dahin, alle Völker hineinzurufen in diesen Leib Christi, in dieses neue Gottesvolk (Mt 28,16–20). Menschheitsgeschichte soll Geschichte mit Jesus Christus, Geschichte Jesu Christi in den Menschen werden.
Dies ist geradezu der Grundgedanke des Epheserbriefes. In Jesus Christus wird der Heilsplan Gottes, der von Ewigkeit her in ihm verborgen ist, offenbar: alles zusammenzuführen zur [26] Einheit, alles zusammenzufassen unter einem Haupt (bes. Eph 1,10). Diese Einheit in Christus aber wird sichtbar in der Welt, wird wirksam in die Geschichte hinein durch die Kirche. Sie ist das Fanal der in Jesus Christus gekommenen Fülle der Zeiten, indem sie Juden und Heiden, also Menschen nicht nur unterschiedlicher Kultur, sondern auch unterschiedlicher religiöser Herkunft zusammenbindet und sie jenen Frieden leben, der Jesus Christus ist (bes. Eph 2,11–22). Alle Ermahnungen, die daraus für das christliche Leben erfließen, lassen sich zusammenfassen in dieser einen: Lebt die Einheit, die euch in Jesus Christus geschenkt ist, laßt sie Gestalt gewinnen in eurem gegenseitigen Verhältnis zueinander (Eph 4ff).
Das Himmlische Jerusalem, die Neue Stadt, die nach dem Zeugnis der Offenbarung des Johannes Zielpunkt der Geschichte ist, fängt dieselbe Realität auf andere Weise, in der Perspektive auf die Zukunft, ein: alles eine einzige Stadt, alles Weg zueinander, alles Tempel, in dem Gott wohnt und er und das Lamm Licht sind (Offb 21 und 22).