Trinität und Kirche

Die Mitte: Mysterium – Communio – Missio als trinitarische Dynamik kirchlichen Lebens

Auf die Einleitung folgen die drei zentralen ersten Kapitel, die den doktrinellen Hauptteil des Schreibens enthalten. Sie orientieren sich an den drei Worten Mysterium, Communio und Missio. Im ersten [82] Kapitel steht das Mysterium des dreifaltigen Gottes, das sich in der Inkarnation vermittelt und in den Initiationssakramenten Lebenstie­fe und Lebensinhalt der Christen wird, im Vordergrund. Der Heilige Geist, der nach innen hin, Einheit vollendend, sie zugleich nach außen öffnet, ist der Schlüsselpunkt. Auf die trinitarische Verankerung des einzelnen und der Kirche in den Dimensionen der Taufe (Kinder im Sohn, Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes) folgt, wie eben Handeln aus Sein folgt, die Darstellung des Anteils aller Gläubigen und somit auch und zumal der Laien an den drei Ämtern Christi. Diese haben ihrerseits nichts anderes zum Inhalt als die lebendige Verbindung und Durchdringung zwischen trinitarischem Leben und Weltwirklichkeit.

Auf diesem Hintergrund kann dann, im selben Kapitel, der Blick auf die säkulare Prägung (indoles saecularis) der Laien erfolgen, in welcher das „Allgemeine“ der Kirche das „Besondere“ der Laien ausmacht. Zum Schluß des Kapitels wird solches Wirken wiederum eingeholt ins Sein, solches Besondere wiederum ins Gemeinsame: Die Berufung aller zur Heiligkeit wird als das Maß und die Seele der Berufung des Laien offenbar; ihr Leben mündet ins dreifaltige Mysterium als Lebensziel ein.

Das zweite Kapitel über die Communio, sozusagen die Herzmitte des Ganzen, geht von der Erkenntnis aus, daß das Mysterium, auf dem die Kirche gründet, zuletzt eben jenes der Communio ist, der Communio, die das dreifaltige Leben als solches darstellt. Das Mysterium der Kirche ist die Communio des dreifaltigen Gottes, die sich aus ihrer inneren Dynamik der Liebe heraus in die gelebte Communio der Gläubigen übersetzt.

Diese Communio wird sodann nach dem bereits genannten Prinzip der Verschiedenheit und Komplementarität, die innerhalb der Einheit und Gleichheit aller in der Kirche ihren Ort hat, entfaltet. Der Rhythmus dreifaltiger Communio wird zum Lebensrhythmus der Kirche auf den bereits erwähnten verschiedenen Feldern, im Blick auf Ämter, Dienste und Charismen, im Blick auf Universal- und Teilkirche, im Blick auf das Leben der Pfarrei und der Pfarreien, im Blick auf die Teilhabe der einzelnen wie der Vergemeinschaftungen am Leben und Auftrag der Kirche.

Die Entfaltung der Communio der Kirche in ihre konkreten Gestalten hinein kommt nicht daran vorbei, bereits das Sich-Öffnen [83] und Sich-Mitteilen von Communio über sich hinaus, Communio als Kreis, der sich spiralförmig überschreitet, in den Blick zu nehmen. So ist das dritte Kapitel vorbereitet, das Missio als die innere Dynamik der Communio, Communio als die Gestalt und das Ziel von Missio erschließt.

Die Sicht von Missio, die aus Communio erwächst und als Communio geschieht, hat auch zur Konsequenz, daß die beiden Grund­richtungen von Selbstmitteilung als Sich-Einsmachen zum Gliederungsprinzip des Kapitels werden: Mitteilung des Eigenen (Evangelisierung) – Eingehen auf den je anderen und seine Situation (Dienst an der Gestaltung der Welt). Beides sind Aspekte desselben, beides erstreckt sich unzerreißbar auf die eine Missio von Kirche.

Die drei Kapitel folgen so einem Grundgedanken: Das Mysterium der Trinität ist das Mysterium der Kirche, und daher kann sie nur sie selber sein als Communio. Communio aber teilt ihr Mysteri­um mit und öffnet sich als Communio über sich hinaus: Missio.