Die Suche nach dem Ursprung – ein Grundmotiv bei Klaus Hemmerle

Vielleicht geht es Ihnen wie mir, dass ich unwillkürlich in mir die Sehnsucht trage, ursprünglich zu leben und nicht von den vielfältigen Bildern und Impulsen um mich herum einfach bestimmt oder sogar verfälscht zu werden.

Das vom Bistum Münster neu erbaute Exerzitienhaus Gertrudenstift beeindruckt viele Besucher allein durch die Tatsache, dass es nüchtern ist, mit einem Minimum an Bildern auskommt und den Menschen einlädt, seine eigenen Bilder, seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte wahrzunehmen und zu verstehen. Das Chaos, das viele Menschen in ihrem Alltag hindert, zu sich selbst zu kommen, möchte in diesem Haus aufgebrochen werden und dem Besucher die Freiheit ermöglichen, sich neu zu fragen: Woher komme ich? Wer bin ich? Was macht mich aus? Was macht mich glücklich?

Die Frage nach der persönlichen Identität begleitet viele Menschen. Der ausschließliche Umgang mit dem Ich und dem Privaten scheint der letzte Rückzugsort inmitten zahlreicher Verunsicherungen unserer Zeit zu sein. Mein sozialer Ursprung, meine Familie, meine Kultur, meine Kirche, mein Beruf geben eine vorläufige Antwort auf die Frage nach mir selber. In den Fragen: Wer bin ich und woher komme ich, finde ich mich nicht nur als Individuum, sondern auch in meiner Bezogenheit in Kirche und Gesellschaft. Genau an dieser Stelle setzt das Denken von Klaus Hemmerle an. Er versteht – radikal gefasst – den dreifaltigen Gott als den ursprünglichen und bleibenden Ort jedes Menschen und jeder menschlichen Beziehung.