Trinität und Kirche
Die trinitarische Konstitution des Gläubigen und der Kirche
Das Leben der Kirche insgesamt ist so Leben aus der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der einzelne Christ hat in der Kirche und durch sie teil an diesem dreifaltigen Leben, umgekehrt baut die Kirche sich aber auch auf aus den lebendigen Bausteinen, die die einzelnen Christen sind, aus ihrer Durchdringung vom und Verwurzelung im dreifaltigen Leben Gottes.
Im Versuch von CL, auf neue Weise die „Identität“ des Laien zu fassen, nimmt das Dokument seinen Ausgang gerade von dieser wechselseitigen Bezogenheit der Kirche und ihrer einzelnen Glieder, die durch die Initiationssakramente, zumal durch die Taufe, in die Kirche eingefügt sind und zugleich sie erbauen. „So kann sich die ‚Identität‘ der Laien, die ihnen eigene Würde nur vom Geheimnis der Kirche her, das Geheimnis der Communio ist, enthüllen.“ (CL 8). Und zugleich: „Darum kann die ‚Gestalt‘ des Laien nur auf dem Hintergrund des geheimnisvollen Reichtums, den Gott den Christen in der Taufe schenkt, beschrieben werden.“ (CL 9). „Die Eingliederung in Christus durch den Glauben und die christlichen Initiationssakramente ist der tiefste Grund für den neuen Ort der Christen im Geheimnis der Kirche, der seine eigentlichste ‚Physiognomie‘ bestimmt, und ist Voraussetzung jeder Berufung und Dynamik im christlichen Leben der Laien...“ (Ebd.). Taufe wird hier aber nicht nur als ein punktuelles Eingangstor in ein Leben betrachtet, das auch ohne dieses Eingangstor in sich zu verstehen wäre, vielmehr hält CL daran fest, „daß der Sinn des gesamten Lebens der Laien darin besteht, zur Erkenntnis der in der Taufe als Sakrament des Glaubens liegenden radikalen Neuheit des Christlichen zu gelangen...“ (CL 10).
Was aber ist die Neuheit, die neue Identität, die dem Christen durch die Taufe verliehen wird? Die Antwort von CL: Wir werden durch die Taufe Kinder Gottes im Sohn (vgl. CL 11), wir werden ein Leib in Christus (vgl. CL 12), wir werden lebendige und heilige Tempel des Geistes (vgl. CL 13). Daß wir im Sohn Kinder seines [80] Vaters werden, daß wir in ihn selbst eingegliedert werden, daß der Geist, der in ihm lebt, auch in uns lebt, fügt uns selber ein in jene „trinitarische Christologie“, die wir als das Kennzeichnende und Unterscheidende des ekklesiologischen Ansatzes von CL herauszustellen suchten.
Diese trinitarische Christologie vollendet sich geradezu darin, daß die Kirche als solche und in und mit ihr jeder einzelne Getaufte in die trinitarischen Dimensionen des Lebens Jesu eintreten, an ihnen teilhaben. Der Papst zitiert in diesem Zusammenhang das Augustinuswort: „Freuen wir uns und danken wir: Wir sind nicht nur Christen, sondern Christus geworden... Staunt und frohlockt: Wir sind Christus geworden.“ (CL 17). Dieses Christus-Werden aber ist Eintreten in der Beziehung zu ihm in seine Beziehung zum Vater und zum Geist.
Der trinitarische Charakter, der das Christsein als Christussein prägt, ist so stark, daß auch über die einzelne Bestimmung – Kind des Vaters, ein Leib mit dem Sohn, Tempel des Geistes – nicht gesprochen werden kann, ohne jeweils das Zusammenwirken der drei göttlichen Personen ans Licht zu heben. Der dichte und schöne Text CL 11–13 entfaltet dies ausdrücklich in seiner Sprachgestalt.
Hier wäre fällig, die Verschränkung zwischen der trinitarischen Bezogenheit des einzelnen Christen aufgrund der Taufe und der trinitarischen Bezogenheit der Kirche, wie sie Lumen gentium 2–4 entfaltet, darzustellen. Auf andere Weise kann dies indessen geschehen, indem wir nachfolgend uns der Gliederung unseres postsynodalen Schreibens zuwenden, die sich aus den drei Grundworten Mysterium, Communio, Missio her erschließt.