Kirche und Wirtschaft

Die Vollzüge Gestalten, Genießen, Tauschen

Der Mensch ist nicht einfach in „Nebensachen“ hineingestellt. Er ist so auf die Sachen angewiesen und sie sind so auf ihn hingeordnet, daß er die Sachen, die Welt und die Zusammenhänge in ihr gestalten kann. Wirtschaft treiben heißt Gestalten. Aber Gestalten ist nicht alles. Denn dieses Gestalten entspricht einem Angewiesensein, einem Brauchen und Bedürfen, kurz gesagt einem Genießen. Das notdürftige und das erfreuliche Genießen von Gütern, von Welt ist es, woraufhin immer Wirtschaft läuft. Gestalten und Genießen sind der aktive und der rezeptive Pol des menschlichen Weltverhältnisses, gerade auch in der Wirtschaft. Aber diese beiden [6] Vollzüge wären auch denkbar, wenn der Mensch nur ein einzelner wäre, ein Robinson. Wirtschaft jedoch Kommt erst zustande, wenn es im Gestalten und Genießen auch das Tauschen, den Austausch gibt. Diese drei Grundvollzüge – Gestalten, Genießen und Tauschen – sind die Weise, wie der Mensch in den genannten Grundbereichen und Grundrelationen lebt, so daß Wirtschaft entsteht. Anders gewendet und doch einen neuen Akzent setzend, läßt sich derselbe Vorgang so nachzeichnen: Der Mensch lebt von und für. Dies scheint mir eine fundamentale Aussage über den Menschen zu sein. Der Mensch ist nicht nur einer, der sich auf sich selber zurückbeugt und der aus sich ausgeht und im Ausgang aus sich vielleicht auch einmal das Stadium Welt, Güter, Wirtschaft durchläuft, um dann wieder in sich zurückzukehren. Nein, er ist einer, der durch und durch lebt von anderen und anderem. Ich habe jeden Zollbreit meines Lebens und Lebenkönnens von anderen. In der Wirtschaft wird diese Angewiesenheit, dieses Von ausdrücklich: von der Welt, von der Natur, von anderen Menschen, von jenem göttlichen Geheimnis, das uns selbst und alles erst uns gibt. Wir leben von. Aber wir leben nicht als die Endstation, die nur konsumiert, wir leben genauso für. Dies gerade auch in der Wirtschaft. Denn Wirtschaft heißt auch immer anfangen für, etwas tun für, etwas unternehmen für, etwas weggeben für, planen für, bereitstellen für. Leben von und Leben für ist Leben des Menschen, und nur in dieser Spannung des Von und Für wächst Wirtschaft.