Philosophisch-Theologische Reflexionen zum Thema: „Unsere Verantwortung für die Welt von morgen“

Die Welt und die Sachen

In einem vierten Gedankenschritt möchte ich auf zwei Elemente aufmerksam machen, die schon in unseren bisherigen Überlegungen eine Rolle spielten, auf zwei Elemente, die sehr wichtig sind und an denen für unser Thema insgesamt Entscheidendes hängt. Einmal haben wir im ersten Gedankenschritt gesagt: „Zur Welt gehören ich und das Andere, ich und die Sachen“. Zum anderen haben wir in diesem dritten Gedankenschritt gesagt: „Ich und die Anderen“. Die anderen gehören hinzu, nicht nur ich, sondern auch andere Subjekte. Das Wort „Anders“ spielt eine große Rolle. Ohne das Andere gibt es nicht Welt. Ich betone: das Andere. Jetzt einmal nicht die anderen, sondern das Andere. Also: Dinge, Verhältnisse, Rohstoffe, Energie, etwas, was nicht ich bin, etwas, was nicht von der Art des Ich ist, etwas, was nicht von der Art der Menschen ist. Im Grunde sind wir oft geneigt – und ich meine, es gibt sehr viel Grund dazu –, erstaunt zu sein, daß es nicht nur das Andere gibt, sondern uns, daß es nicht nur die Sache gibt, sondern den Menschen. Aber nun zu Aristoteles. Im Grunde ist für den abendländischen Menschen das Erstaunliche, daß es nicht nur die „Ichs“ gibt, sondern das Andere. Mit diesem Problem ist die Geschichte des Abendlandes kaum fertig geworden: daß es das Andere gibt und nicht nur den Menschen, daß es die Sachen gibt, die Verhältnisse und nicht nur die Personen und den Geist. Das Andere ist rätselhafter als der Mensch, unheimlicher als der Mensch. Was sollen wir mit diesem Anderen anfangen? Wir brauchen es für uns selber, das ist klar. Wenn es nichts Anderes gibt, dann gibt es uns selber nicht. Wenn wir nur aus uns selber leben sollten, wenn wir nicht andere Sachen hätten, dann könnten wir gar nicht leben. Aber ist das Andere nur dazu da, damit wir leben können? Ist es nur Rohstoff, Material und Energie? Oder ist es sonst noch etwas? Etwas naiv und [23] kindlich gedacht – aber manchmal sind die naiven und kindlichen Fragen besonders wichtig – könnte man sagen: „Lieber Gott, Du bist doch allmächtig, Du hättest doch eine Welt schaffen können, wo es nur Menschen gibt, die gar nichts anderes brauchen, wo jeder sozusagen alles an sich selber angewachsen mit sich herumträgt, was er zum Essen und zum Schnaufen und zu was weiß ich braucht. Warum noch diese komischen Dinge dazwischen und darum herum?“ Wäre es nicht viel einfacher, es gäbe nur Subjekte und jeder hätte sozusagen angewachsen bei sich, was er braucht, so daß er eigentlich gar nichts anderes notwendig hättte als nur sich? Warum hat Gott eine Welt gemacht, in der es, theologisch gefragt, nicht nur Partner Gottes gibt, die Ich und Du und Gott sagen können? Warum liegen diese rätselhaften „Es“ herum, die uns anstarren oder einfach nur anschweigen, die es einfach gibt, und die deswegen so faszinierend sind, weil wir mit ihnen etwas anfangen müssen und im Grunde so wenig anfangen können?