Spiritualität – was heißt das?

Drei Grundbewegungen

Wo der Geist wirkt, bringt er etwas in Bewegung, wo wir den Geist in uns einlassen, setzt er uns selbst in Bewegung. In jene Bewegung, die wir an Jesus selbst ablesen können und die den Zeugen immer neu diese Aussage aufdrängte: Er lebt und wirkt aus dem Geist. Es ist einmal die Bewegung hin zum Va¬ter. Jesus lebt in der beständigen Hinwendung zum Vater, schaut jeden Augenblick auf ihn, vertraut al¬les ihm an, horcht alles bis ins kleinste ihm ab. Der Geist ist Verbindung mit dem Vater, so aber – und dies ist das zweite – zugleich Antriebskraft vom Va¬ter her. Der Vater drängt und treibt ihn in die Welt, zu den Menschen, um Zeuge und Mittler seines Erbarmens zu sein, ja um sich einszumachen mit den Verlorenen und Verlassenen, sich für sie hinzuge¬ben bis zum Äußersten. Und eine dritte Bewegung kommt hinzu: Der Geist Jesu sammelt, verbindet, [17] eint Menschen miteinander um Jesus herum. Er stif¬tet Gemeinschaft. Wo Gott Menschen mit sich eint, werden sie miteinander eins. Spiritualität ist ganze, christliche Spiritualität nur, sofern diese drei Bewe¬gungen in ihr je Gestalt gewinnen: hin zum Vater, her vom Vater hinein in die Welt, hin zur gemeinsa¬men Mitte, zur Gemeinschaft.

Sicher haben verschiedene Spiritualitäten verschie¬dene Schwerpunkte, aber von christlicher Spirituali¬tät kann man eigentlich nur reden, sofern – wie auch immer – dieser Dreischritt in ihnen Gestalt ge¬winnt. Gottes Geist „atmet“ nur in solchem Dreitakt.