Berufungspastoral um die Jahrtausendwende

Dritter Quellbereich: Gestalt, Bild, Symbol statt Begriff und Zahl.

Die Krise neuzeitlicher Technik ist zugleich die Krise neuzeitlicher, in der modernen Wissenschaft verfaßter Rationalität. Wiederum: daß der Mensch nicht nur das ist, als was er sich für seine eigene Ratio zwingend darstellt, ja daß seine Rationalität selber mehr ist als das, was sie in rationaler Selbstvergegenständlichung von sich erfaßt, daß es eine Fülle der in Rationalität als solcher sich nicht erschöpfenden Beziehungen zur Wirklichkeit gibt, daß also auch das Kognitive sich nicht im Rationalen erschöpft, ist ein Durchbruch in den Quellbereich menschlicher Existenz. Bild und Klang, Gestalt und Symbol, ästhetische Wahrnehmung und über das Verbale hinausreichende Kommunikation, Sprache mit ihrer nicht in Information aufgehenden inneren Fülle – dies neu zu entdecken führt uns nach vorne. Wo aber dies zum Verdikt gegen die Ratio, wo es zur Rechtfertigung des Irrationalen wird, da baut sich wiederum eine falsche, gefährliche Alternative auf. Die Aufgabe heißt: Gewinn einer neuen Rationalität, die verantwortet die Grenze der bloßen Rationalität wahrnimmt und verantwortet sich über diese Grenze hinausgibt.