Katholische Akademien

Entstehung und äußerer Aufbau

Katholische Akademien sind aus der Situation von Kirche und Gesellschaft in Deutschland nach 1945 erwachsen. Der Zusammenbruch des geistigen und gesellschaftlichen Gefüges durch die Herrschaft des „Dritten Reiches“ und den Zweiten Weltkrieg forderte den Einsatz aller, die zum inneren und äußeren Wiederaufbau fähig und gewillt waren. Die in vielem von Grund auf veränderte Lage machte die bloße Übernahme früher gültiger Lösungen unmöglich. Auch die Christen waren vor die Aufgabe gestellt, neue Wege zu finden, die sowohl den unveränderlichen Grundlagen ihres Glaubens wie den gewandelten Bedingungen seiner Verwirklichung in der Welt gerecht wurden. Das Bedürfnis nach Sammlung der eigenen Kräfte in einem nicht unmittelbar der Aktion zugewandten Forum des gemeinsamen Bedenkens und nach Begegnung auch mit den Andersdenkenden, die zum selben Neubeginn gerufen waren, führte zuerst auf evangelischer Seite zur Gründung von Akademien. Die Evangelischen Akademien gewannen im Leben der EKD entscheidende Bedeutung und großen Einfluß auf die öffentliche Meinung. Katholische Akademien traten später, seit 1950, hervor (als erste die Akademie der Diözese Rottenburg in Stuttgart-Hohenheim), da die Wirkung des Katholizismus in die Gesellschaft bei seiner vor 1933 grundgelegten reichen organisatorischen Gliederung eine breite Ansatzfläche fand.

Die einzelnen Katholischen Akademien entsprechen sich in ihrem grundlegenden Selbstverständnis, die Schwerpunkte ihrer Arbeit sind jedoch teilweise verschieden gelagert, mancherorts sind auch Akademiegespräch und andere Formen der Erwachsenenbildung in derselben Institution beheimatet.

Die meisten Akademien sind von der jeweiligen Diözese getragen oder ausdrücklich für deren Raum bestimmt. Das Gespräch über „gegenwärtige“ Fragen, das den Akademien angelegen ist, bedingt den Vorrang der ein- bis dreitägigen Einzeltagung vor länger [403] dauernden oder als „Reihen“ sich fortsetzenden Veranstaltungen auf der einen, vor dem Vortrag mit anschließender Diskussion auf der anderen Seite. Möglichkeiten, begonnene Gespräche über die Einzeltagungen hinaus im engeren Rahmen fortzusetzen und das je noch „Ungelöste“ weiter auszutragen, sind erstrebenswert. Manchen Akademien ist auch ein Vortragswerk angeschlossen. Ein eigenes Heim mit der in ihm sich bildenden geistigen und menschlichen „Atmosphäre“ erwies sich allgemein als den Zielen der Akademiearbeit besonders förderlich, zugleich sind freilich die meisten Akademien auch auf „Wanderschaft“ gegangen, d. h., sie laden nicht nur aus den verschiedenen Räumen heraus zur Sammlung des Gespräches in die Stille ihres eigenen Heimes, sondern tragen das Gespräch auch hinein in die räumlichen Brennpunkte gesellschaftlichen Lebens und Fragens.