Böse, das
Gegensatz zum Guten
Der zuerst auffallende Grundzug des B. ist sein Gegensatz zum Guten. Ohne Gutes läßt sich Böses nicht denken, umgekehrt bedarf das Gute des B. nicht ebenso notwendig, um gut zu sein. Das B. ist von Gnaden des Guten, nicht umgekehrt. Bloße Verneinung des Guten, Abwesenheit des Guten, Mangel, zu geringer Grad der Teilhabe am Guten treffen indessen die eigentümliche Schärfe des Widerspruchs zum Guten nicht, der das B. zum B. macht. Das B. ist „mehr“ als nur moralisches Übel, als Anwendung des Begriffes Übel, Nichtgutes auf den sittlich-willentlichen Bereich. Zum Unterschied vom Übel oder Schlechten meint das B. den gesetzten Gegensatz, das bejahte Nein zum Guten. Das B. ist der engere Begriff als das Übel, dennoch der grundsätzlichere: Im B. kommt die Verneinung des Guten zu sich, Böses ist nie nur faktisch böse, sondern immer „als“ Böses, d. h. angesichts des Guten, es mißt sich aktiv an ihm, ein „unschuldiges“ Böses wäre nicht böse. Daher ist „böse“ eine Bestimmung des →Willens oder, abgeleitet, des von einer Willensrichtung bemächtigten Seins eines Seienden; die als solche ergriffene Beziehung zum Guten ist Wesen des Willens und seiner →Freiheit. Bloße Schwäche des Willens erreicht so nicht die Mitte des B., ist freilich dennoch in dem Maß böse, als der schwache Wille sich mit seiner Schwäche eins und diese damit erst zur inneren, also freien Beziehung zum Guten macht.