Spiritualität – was heißt das?

„Geist“ im Leben Jesu und der Jünger

Wir haben schon insgeheim den nächsten Schritt ge¬tan: den Schritt hin zu jener neuen Schöpfung, die uns im neuen Adam, in Jesus Christus eröffnet ist. Besonders in der Sicht des Lukasevangeliums hängt Jesu Leben und Wirken zutiefst zusammen mit Got¬tes Geist. Lukas rückt eine bei Matthäus und Mar¬kus spätere Szene ganz bewußt thematisch an den Anfang des Wirkens Jesu: „So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefange¬nen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloß er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er ihnen darzu¬legen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,16–21).

Wie immer wir das Leben Jesu nach dem Zeugnis der Schrift betrachten und wo immer wir ansetzen, um sein Geheimnis zu verstehen, stets spielt dabei der Geist Gottes eine entscheidende Rolle. Jesus ist [16] der aus dem Heiligen Geist Empfangene und Gebo¬rene, er ist der bei der Taufe mit dem Heiligen Geist Erfüllte, er ist es, den der Geist treibt. Dieser Geist gibt sich kund in seinen Worten und Werken, in sei¬ner Hingabe am Kreuz, in seiner österlichen Auferweckung. Und seinen Geist, den Heiligen Geist, gibt er jenen weiter, die sich ihm öffnen, die an ihn glauben.

Sie empfangen diesen Geist auf vielfältige Weise: in der Gnade des Glaubens; in Taufe und Firmung; im sakramentalen Wirken insgesamt; durch vielfache Erleuchtung und Führung; durch die Mitteilung je¬ner Gaben, die den einzelnen befähigen, als Mitarbeiter der Auferbauung des Leibes Christi der Kir¬che zu dienen. Wie aber geht der einzelne mit die¬sen Gaben um? Wie wird der Geist, der sich durch diese vielfältigen Geschenke und Kontakte ihm mit¬teilt, zum Weg seines Lebens? Genau das ist die Frage nach der Spiritualität.