Voraussetzung des Dienstes: dienende Gemeinde

„Gleichzeitig“ zu Ursprung und Tradition*

Erste und grundlegende Dimension dieser Gleichzeitigkeit ist die Gleichzeitigkeit mit dem Ursprung, mit Jesus Christus. Nur dort ist Gemeinde glaubhaft, wo sie lebt aus der Orientierung an ihm, wo sein Wort ihr das Entscheidende zu sagen, wo seine Gabe ihr das Entscheidende zu geben hat, wo das, was man einander und der Welt gibt, seine Liebe ist. Wort, Sakrament und Diakonie Christi sind die Wege, gleichzeitig zu werden mit ihm. Das erfordert die je neue Rückwendung ins ursprüngliche Zeugnis: wir müssen bereit sein, sein Wort immer wieder zum ersten Mal zu hören, uns vom Beispiel Jesu die eigenen Verhaltensmuster aufbrechen, die eigenen Meinungen und Planungen aus Kopf, Herz und Händen schlagen zu lassen. Es fordert aber genauso das Mitgehen mit jener lebendigen Tradition, in welcher der Herr mit seiner Kirche durch die Geschichte geht und zu seiner Kirche kommt; wer Jesus nur aus seinem eigenen Blickwinkel und nicht in der gemeinsamen Perspektive der Kirche zu sehen bereit ist, wer in seiner privaten Gabe den Geist lieber hat als in der verbindend verbindlichen Gabe, welche die Kirche ihm zureicht, der ist nicht gleichzeitig mit dem Jesus, der nicht sich selbst gefallen wollte. Ist es nicht kennzeichnend, daß jene Gestalten der Kirche, wie etwa ein Franz von Assisi, welche neue Unmittelbarkeit zum Ursprung, neue Nähe zum Evangelium eröffneten, das geschichtliche Zwischenstück keineswegs übersprangen, sondern als den Weg der realen Vermittlung, als die Konsequenz der wirklichen Inkarnation aufs persönlichste ernst nahmen? Die Gleichzeitigkeit der Kirche mit Jesus geschieht so nicht ohne, aber auch nicht allein durch die Bahnen der verbindlichen Tradition; Kirche ist Ekklesia: Sich-Rufen- und Versammeln-Lassen im Namen Jesu, daß stets neu er selbst in unserer Mitte sein kann (vgl. Mt 18,20). Gleichzeitigkeit mit Jesus wird von selbst zur Gleichzeitigkeit der Glaubenden miteinander.