Zur Entwicklung der nachkonziliaren Räte in der Bundesrepublik
Kirche als Gemeinschaft der Charismen
Im Anschluß an Aussagen des Neuen Testamentes, aber auch des II. Vatikanischen Konzils wird Kirche heute deutlicher denn früher als Gemeinschaft vieler, verschiedener Charismen gesehen. Sie sind alle einander zugeordnet, dienen alle dem Ganzen, kommen in dem Maß zur Wirkung, als sie sich nicht isolieren, sondern ins Ganze hineingeben und am Ganzen orientieren. Sie sind aber nicht aufeinander rückführbar, nicht durcheinander ersetzbar. In dieser Gemeinschaft der Charismen [24] und nicht nur neben ihr oder in einem kommunikationslosen Sinn über ihr hat auch das kirchliche Amt seine Aufgabe zu erfüllen. Wenn dem so ist, genügt aber weder das Modell einer Leitung der Kirche durch das Amt, die sich nicht hörend und im Gespräch auf die vielen anderen Charismen hin orientiert, noch ein Sich-Durchsetzen der anderen Charismen gegenüber dem Amt, das nicht auf das eigene und andere Charisma des Amtes hin hörend, gehorsam, geöffnet wäre. Welches sind grundsätzlich und konkret die gemäßen Bahnen der Kommunikation, in welchen die eigene Sendung und Aufgabe des Amtes, aber auch die eigene Sendung und Aufgabe der anderen Charismen fürs Ganze fruchtbar und wirksam werden können? Von dieser Frage wird nicht zuletzt die Überwindung eines einsinnig verkürzten Verständnisses von Autorität und Wahrheit im Lebensvollzug der Kirche von heute abhängen.