Der dritte Weg im kirchlichen Dienst

Kirche als Institution – Institution als Kirche

Es darf vorausgesetzt, es muß nicht erst nachgewiesen werden: Kirche ist mehr als Institution, sie ist Gemeinschaft, aber als Gemeinschaft ist sie zugleich Institution. Ihr Wesen erschöpft sich nicht in dem, was sich von ihr nach außen hin zeigt, was eintritt ins Spiel der gesellschaftlichen Formen. Und doch spielt sie in diesem Spiel mit, ist in ihm nicht nur flüchtige Welle einer Bewegung, Aktualität eines gemeinsamen Vollzugs, sondern sie greift ein in diese Welt, in das Miteinander ihrer Kräfte, nimmt in ihm Gestalt an. Ohne das Mehr gegenüber bloßer Institutionen wäre die Kirche nicht, was sie ist, ohne die leibhaftige Verdichtung in institutionellen Momenten wäre sie wiederum nicht, was sie ist.

In der institutionellen Erscheinung und Verwirklichung der Kirche innerhalb der Gesellschaft legt sich eine Unterscheidung nahe, die allerdings nicht verabsolutiert werden darf, zwischen deren Polen es auch Übergänge gibt: Kirche als Institution – Institution als Kirche.

Zur Kirche gehören Gestalten, ohne die sie gar nicht sie selber wäre oder die zumindest ihrem primären Sinne nach Realisierung und Präsenz der Kirche als solcher in ihrem fundamentalen, von niemand anders wahrzunehmenden Auftrag sind. Man denke an eine Pfarrei, ein Bistum, eine Diözesankurie oder ein Pfarramt oder auch an ein Priesterseminar, kirchliche Ratsgremien, in etwa auch an einen Kirchenchor.

An letzterem läßt sich der Übergang zu der anderen Form beobachten: Institution als Kirche. Wenn ein Kirchenchor sich auch als Chorvereinigung versteht, die ins kulturelle Leben einer Stadt hineinreicht, wenn das Chorsein ein eigenes Gewicht gegenüber dem unmittelbaren liturgischen Dienst erhält, dann tritt das andere Moment, der andere Pol mit hervor: Institution als Kirche. Grundsätzlicher gefaßt: Es gibt Institutionen, die, in ihrer Motivation und im Inhalt ihres Wirkens authentischer Ausdruck von Kirche, doch an den Aufgaben und Lebensformen der Gesellschaft teilhaben, diese bewußt mit gestalten: Institutionen im sozialen, pädagogischen, kulturellen, Freizeitbereich. Diese Institutionen stehen neben anderen in denselben Feldern, aber in ihnen wirkt die Kirche, ist sie gegenwärtig. Sicherlich ist solche Gegenwart, die wir mit dem Ausdruck „Institution als Kirche“ bezeichnen, nicht die einzige Weise, wie die Kirche und wie gar der Glaube in die Gestaltung dieser Welt hineinwirken. Hiervon wird unten nochmals zu sprechen sein. Nichtsdestoweniger gehört es, in unterschiedlichen gesellschaftlichen und geschichtlichen Gestalten und Rahmenbedingungen, zum Leben der Kirche in der jeweiligen Gesellschaft hinzu, daß sie dort sich zeigt in der doppelten Weise: Kirche als Institution – Institution als Kirche.