Volk Gottes auf dem Weg

Kirche des Wortes

Die Kirche ist also durch und durch Kirche des Wortes. Wenn wir „Wort“ richtig verstehen, dann leuchtet ein, daß zu diesem Charakter der Kirche auch das Sakrament gehört, ja gerade das Sakrament; denn hier wird ja im Zeichen, das sich im Wort lichtet, das Ereignis Christi, sein Leben, weitergegeben. Freilich reicht der Wortcharakter der Kirche noch weiter. Das Leben der Gläubigen selbst, ihr Stehen in der Welt und Handeln in der Welt, wird zum Wort, in welchem sie Jesus Christus aussagen und weitersagen in die Welt. Wort, Sakrament, Lebensvollzug gehören zusammen, sind gemeinsam der Dienst des Wortes, den die Kirche der Welt zu erweisen hat.

Was hat das mit unserer Frage nach den Weg der Kirche zu tun? Im Grunde alles. An dem ein für allemal gegebenen Wort, daran, daß es unverstellt und unverkürzt allen Zeiten weitergegeben wird, liegen der Bestand und die Beständigkeit der Kirche. Dem einen Worte treu, ist sie sich selber treu, ist sie dieselbe Kirche. Gerade diese Treue aber läßt es nicht zu, daß das Wort mumifiziert, in bloß mechanischer Identität konserviert werde. Es ist Wort, das sich ereignen will, Wort, das anredet, eingehen und hineingehen will in jeden, den es erreicht. Es ist Wort – wir sagten es schon – der Übersetzung. Gott übersetzt sich in Jesus in unsere Welt, die Kirche übersetzt dieses Wort, welches Jesus ist, je neu in die Zeiten und Räume dieser Welt. Dieses Weitersagen des Wortes an die Welt ist Lebensinhalt der Kirche und derer, die zu ihr gehören. In der Tat, der eine Grund, auf welchem die Kirche als eine und dieselbe für alle Zeiten gegründet ist, ist der Grund ihres Weges, ihres Wandels, ihrer Geschichtlichkeit.